Auch wenn es derzeit viel regnet: Landwirtschaft und Tourismus in Franken rechnen damit, langfristig auf Bewässerung angewiesen zu sein.
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Auch wenn es derzeit viel regnet: Landwirtschaft und Tourismus in Franken rechnen damit, langfristig auf Bewässerung angewiesen zu sein.

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Wer darf in Franken wie viel Wasser nutzen?

Auch wenn es derzeit viel regnet: Landwirtschaft und Tourismus in Franken rechnen damit, langfristig auf Bewässerung angewiesen zu sein. Doch wer kriegt wie viel? Wir fragen nach. Ein BR24live zu "Kampf ums Wasser" in Mittel- und Unterfranken.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Heidelbeeren oder Hopfen – Landwirte in Franken rechnen damit, bei Sonderkulturen künftig immer mehr auf Bewässerung angewiesen zu sein. Derzeit erholen sich zwar die Grundwasserpegel. Ab dem Sommer könnte sich das allerdings auch schnell wieder ändern. Und spätestens seit dem Trockensommer 2022 wollen sich viele nicht mehr auf früher üblichen Regen verlassen. Doch wer bekommt Wasser, wenn es als Ressource insgesamt knapper wird? Bisher haben Behörden wenig Überblick, wer wie viel aus Grundwasser und Flüssen abpumpt.

BR24 berichtete zum Thema "Kampf ums Wasser" live aus dem BR Studio Franken. Live zugeschaltet war unser Unterfranken-Korrespondent Pirmin Breninek aus dem BR Studio Würzburg. Er präsentierte gemeinsam mit Angelika Kleinhenz (Reporterin, Main-Post) Rechercheergebnisse zum Thema Wasser-Verteilung. Aus Mittelfranken berichtete Korrespondentin Ulrike Lefherz aus dem Fränkischen Seenland. Sie sprach mit Werner Nißlein. Er ist Greenkeeper am Golfplatz Abenberg.

Recherche zu Wasserentnahme in Unterfranken

Verteilungskonflikte ums Wasser gab es in den vergangenen Jahren auch in Unterfranken. Der Regierungsbezirk gilt als trockenste Region Bayerns. Im Sommer 2022 rief die Regierung von Unterfranken zum Wassersparen auf. Gleichzeitig dürfen viele kostenlos Wasser aus Boden und Gewässern pumpen: Industrie, Landwirte, Winzer, Vereine oder Kommunen. Doch wie viele dieser Bescheide es gibt, dazu ist bislang wenig bekannt. Eine zentrale Datenbank gibt es in Bayern nicht. Deshalb hat ein Team der Main-Post und des BR wochenlang nachgefragt – und sich selbst an eine Auswertung gesetzt. Der erstaunliche Befund: In vielen Fällen wissen die Kreisverwaltungsbehörden nicht, wie viel Wasser tatsächlich entnommen wurde.

Wasserwirtschafts-Experte entsetzt

Für den emeritierten Professor für Wasserwirtschaft an der TU München, Theodor Strobl, ist das ein untragbarer Zustand. "Unter dem Aspekt, dass in Zukunft das Wasserangebot eher weniger werden wird und die Ansprüche an das Wasser immer größer werden, ist es keinesfalls mehr zeitgemäß, dass man nicht weiß, wie viel Wasser aus dem Grund- und Oberflächenwasser entnommen wird", so Strobl.

Bewässerung für Hopfen und Kirschen im Spalter Hügelland

Das Spalter Hügelland in Mittelfranken ist eine von vier Regionen, in der Bewässerungssysteme für Hopfen und Kirschen getestet werden sollen. Zehn Millionen Euro an Fördergeldern hat die Staatsregierung bewilligt, insgesamt sollen 25 Millionen in Rohre und Leitungssysteme investiert werden. Derzeit sind umfangreiche organisatorische Vorarbeiten am Laufen, sagt Frank Braun von der Hopfengenossenschaft dem Bayerischen Rundfunk.

So wurde ein Zweckverband aus mehreren Kommunen und mehr als 70 Landwirten geschlossen, die künftig von der Bewässerung profitieren sollen. Das Wasser soll aus dem Fluss Rezat abgepumpt werden. "Derzeit sind wir mit dem Wasserrecht beschäftigt", so Braun. Schaufeln werden erst im nächsten Jahr geschwungen.

Tomaten oder Golfplatz: Wer darf Grundwasser zum Bewässern nutzen?

Die ersten Wasserleitungen in die Spalter Hopfengärten werden erst im nächsten Jahr gebaut, sagt Braun. Doch auch jetzt schon pumpen landwirtschaftliche Betriebe der Region Grundwasser aus eigenen Brunnen. Wer mehr als haushaltsübliche Mengen braucht, muss sich das genehmigen lassen. Dafür braucht es einen Antrag beim zuständigen Landratsamt, das staatliche Wasserwirtschaftsamt begutachtet die Pläne und gibt Empfehlungen ab. Die Erlaubnis zum Wasserfördern erteilt dann wiederum das Landratsamt.

  • Zu Artikel: Umfrage – viele Landkreise beklagen Wasserknappheit

So darf der Betreiber eines Tomaten-Gewächshauses in Abenberg im Landkreis Roth 25.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr aus einem eigenen Brunnen pumpen. Ein Golfplatz in der Nähe bekam die Genehmigung für 70.000 Kubikmeter pro Jahr. Das Wasserwirtschaftsamt in Nürnberg hat im Fall des Golfplatzes in den letzten drei Jahren genau überwacht, wie sich die Entnahme auf das Grundwasser auswirkt. Eine erneute Genehmigung liegt derzeit zur Entscheidung beim Landratsamt Roth.

Wasser spritzt aus einem Wasserschlauch
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Wasser spritzt aus einem Wasserschlauch

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