Rund 20 Jugendliche, vor allem Jungs, aber auch Mädchen, verlagern ihr Gewicht vom linken auf den rechten Fuß und umgekehrt, schauen konzentriert in den Spiegel vor sich, schlagen die geballten Fäuste in die Luft. Sie alle sind beim vierten Training der integrativen Tandem-Boxgruppe in Neuendettelsau unter professioneller Leitung.
Kontinuierliches Training anbieten
Stephanie Bräunlein wollte eine Angebot schaffen, das Jugendliche anspricht. "Dann war es eben nicht Stricken, sondern Boxen, das ist momentan angesagt", erklärt die Regionalleiterin für Wohnen und Freizeit bei Diakoneo. Ihre Aktion hat das Ziel, dass geflüchtete Jugendliche sich integrieren können und sich in Neuendettelsau wohlfühlen. Deswegen wollte sie keine einmalige Aktion, sondern einen Kurs mit zehn Trainingseinheiten anbieten.
Ein Geflüchteter mit einem Einheimischen
Angesprochen werden Jugendliche von zehn bis 20 Jahren. Tatsächlich ist der jüngste Afghane acht und der älteste 21 Jahre alt. Aber das ändert nichts am Zusammenhalt – denn alle im Boxkurs sind Anfänger. Das System des Tandems, so Stephanie Bräunlein, funktioniert so, dass ein Einheimischer mit einem Geflüchteten boxt. Die jeweiligen Teams passen altersmäßig, aber eben auch aus pädagogischer Sicht zusammen, erklärt die Organisatorin. So verbringen die Teilnehmer zwangsläufig gemeinsam Zeit und ein Netzwerk entsteht.
Keine Sprachprobleme beim Boxen
Trainer Alexander Tilinin ist schon lange Boxtrainer in Neuendettelsau. Ein integrativer Kurs ist für ihn trotz unterschiedlicher Muttersprachen kein Problem: "Im Boxen haben wir eine eigene Sprache – ich sag mal so – Körpersprache", erklärt er. Nach den ersten Trainingseinheiten erkennt er, wie die Jugendlichen miteinander kommunizieren. Integration funktioniere beim Boxen blitzschnell.
Der 15-jährige Constantin kommt aus der Nähe von Neuendettelsau, kannte vor Kursbeginn niemanden. Inzwischen hat er Freunde gefunden. Und auch der 21-jährige Matullah aus Afghanistan freut sich auf die wöchentlichen Trainings mit seiner Kurspartnerin. Gemeinsames Schwitzen und Trainineren verbindet.
Resonanz besser als erwartet
Finanziert wird das Projekt durch "die Sternstunden", die Benefizaktion unterstützt vom Bayerischen Rundfunk. Stephanie Bräunlein plant mit der Förderung noch weitere Aktionen, wie ein Zirkusprojekt, "Rhythm and Drums"-Kurse oder ein Graffiti-Projekt. Weil aber die Warteliste für den aktuellen Kurs voll ist, überlegt Diakoneo, noch eine zweite Runde integratives Boxen anzubieten.
Die integrative Box-Truppe in Neuendettelsau ist motiviert.
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