Warum hat ein Mann aus Eritrea im Dezember in Illerkirchberg ein Mädchen mit einem Messer getötet und ein zweites schwer verletzt? Diese Frage blieb auch nach der Vernehmung des 27-Jährigen im Januar noch offen. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Ulm Anklage wegen Mordes und versuchten Mordes mit gefährlicher Körperverletzung erhoben.
Sie wirft dem Mann vor, an jenem Tag beschlossen zu haben, bei der zuständigen Ausländerbehörde im Landratsamt des Alb-Donau-Kreises in Ulm mit einem Messer die Ausstellung eines Ausweisdokuments zu erzwingen. Dabei ging es nicht um einen deutschen Pass, sondern um einen seines Heimatlandes, den er eigentlich im Konsulat hätte beantragen müssen.
Mädchen waren zufällige Opfer
Als er die Tatwaffe, ein Messer mit einer Klingenlänge von 16 Zentimetern, aus seinem Rucksack nahm, um es in seine Jackentasche zu stecken, glaubte er, dass ihn zwei Schulmädchen dabei beobachtet hatten. Der Angeschuldigte soll kurzerhand beschlossen haben, die beiden zu töten, damit sie nicht die Polizei verständigen und seinen Plan durchkreuzen konnten. Laut den Ermittlungen hatte der Mann die Mädchen erst kurz gegrüßt und dann unmittelbar auf sie eingestochen. Das 13-jährige Mädchen konnte noch verletzt fliehen, ihre 14-jährige Freundin überlebte die Folgen des Angriffs nicht und starb wenige Stunden später im Krankenhaus. Der Mann hatte der Anklage zufolge mehrfach mit seinem Messer auf den Rücken und den Hinterkopf seines Opfers eingestochen.
Motiv für die Bluttat war lange offen
Danach lief er zurück in seine Wohnung, in der er kurze Zeit später festgenommen wurde. Zuvor hatte er sich - möglicherweise in Selbstmordabsicht - selbst am Hals und am Bauch diverse Stich- und Schnittverletzungen zugefügt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann Heimtücke und die Tötung zur Ermöglichung einer anderen Straftat vor. Bei seiner Vernehmung im Januar hatte der Eritreer die Tötung der 14-Jährigen eingeräumt, während er sich an den Angriff auf die 13-Jährige nicht mehr erinnern konnte. Zum Motiv hielt sich die Polizei zu diesem Zeitpunkt noch bedeckt.
Nach der vorläufigen Einschätzung des psychiatrischen Sachverständigen ist der Angeschuldigte schuldfähig, davon geht die Staatsanwaltschaft aus. Im Falle einer Verurteilung droht dem Mann eine lebenslange Freiheitsstrafe.
Asylunterkunft wird abgerissen - es soll ein schöner Ort entstehen
Der Gemeinderat hatte vergangene Woche beschlossen, den Wunsch des Vaters der getöteten 14-Jährigen zu erfüllen. Er hatte im Rahmen eines Bürgerdialogs gefordert, das Gelände der Asylunterkunft zu einem schönen Ort umzuwandeln, etwa zu einer Wiese, auf der Kinder spielen können. "Der Platz darf nicht mehr an die schreckliche Tat erinnern. Niemand soll Angst bekommen, wenn er hier vorbeigeht", sagte der Vater. Bürgermeister Markus Häußler hatte bereits ausgeschlossen, dass dort weiterhin Geflüchtete untergebracht werden. Das marode Heim soll nun bald abgerissen werden. Was auf dem Gelände entsteht, ist allerdings noch offen. In ein paar Monaten soll darüber auf einer Bürgerversammlung gesprochen werden.
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