Im März 1984 war Block B des Kernkraftwerks Gundremmingen in Betrieb genommen worden. Nach über 33 Jahren wird der Betrieb planmäßig eingestellt. Reaktorfahrer Tobias Feil wird derjenige sein, der an Silvester den Knopf drücken und Block B für immer abschalten wird. Viele Mitarbeiter wie Tobias Feil verbindet mehr als nur die reine Technik mit dem Atomkraftwerk:
"Mein Vater ist damals schon hier auf dem Platz gehockt und hat die Anlage anfahren dürfen. Er war auch in der ersten Ausbildungsgruppe zum Schichtleiter dabei. Und ich hab jetzt die Ehre, – leider – die Anlage abzufahren." Reaktorfahrer Tobias Feil
Betreiber des AKW Gundremmingen wollen "sozialverträglichen" Übergang
Obwohl künftig weniger Mitarbeiter im AKW Gundremmingen beschäftigt werden, soll der Übergang laut den Betreibern "sozialverträglich" ablaufen. Das heißt zum Beispiel, dass Stellen von Mitarbeitern, die in Rente gehen, nicht nachbesetzt werden. 611 Mitarbeiter waren es zu Jahresbeginn im AKW, ab Januar sind es 560.
Zeitgleich mit Block B geht an Silvester der technische Geschäftsführer, Michael Trobitz, in Ruhestand. Sein Nachfolger ist Heiko Ringel, der seine Laufbahn als Trainee in Gundremmingen begann. Der 49-Jährige ist seit 2011 Leiter des Fachbereichs "Anlagentechnik".
Block C in Gundremmingen darf noch vier Jahre laufen
Block C, der im Oktober 1984 zum ersten Mal gestartet worden war, wird noch bis Ende 2021 laufen. Erst dann ist die Atomstromproduktion in Gundremmingen endgültig Geschichte. Die Termine für die Abschaltung waren nach dem Unglück in Fukoshima in Japan von der Bundesregierung im Zuge des Atomausstiegs festgelegt worden.
Erste Rückbau-Schritte für Block B stehen an
Laut Betreiber hat Block B seit der Inbetriebnahme rund 330 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt – so viel wie ganz Deutschland in einem halben Jahr benötigt. Noch während Block C weiter am Netz ist, soll mit den ersten Schritten zum Rückbau von Block B begonnen werden.
Atomkraftgegner: Gundremmingens Block C nicht sicher
AKW-Gegner kritisieren diese Praxis. Sie fordern – wie zuletzt in einer Petition – die sofortige Abschaltung beider Blöcke, auch weil sie Block C aufgrund seiner Bauweise für unsicher halten. Die Betreiber betonten immer wieder, dass zunächst nur solche Teile abgebaut würden, die nicht für den sicheren Weiterbetrieb der Anlage notwendig seien. Noch müssen sie jedoch auf die Genehmigung des Umweltministeriums für den Rückbau warten.
Einer, der wie die Beschäftigten auch viele persönliche Erinnerungen an Gundremmingen hat, ist AKW-Gegner Raimund Kamm. Seit 30 Jahren kämpft er für die Stilllegung des Kraftwerks. Dass nur Block B abgeschaltet wird, ist für ihn zu wenig:
"Dieser Müll: Keiner weiß, wohin damit. Natürlich werden wir in Deutschland, werden unsere Kinder, unsere Enkel ein Endlager suchen, genehmigen müssen, bauen müssen, befüllen müssen. Das dauert viele, viele Jahrzehnte. Aber das geschieht weiter in Block C, dass dieser Müll produziert wird und das ist … ja, es ist ein Verbrechen." AKW-Gegner Raimund Kamm
Umweltministerin Scharf: Vision von "grüner Wiese"
Eines Tages soll laut Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) das Gelände des AKW in Gundremmingen wieder eine "grüne Wiese" sein. Doch bis alle Teile entweder mittels spezieller Verfahren von Radioaktivität gereinigt sind oder fest verschlossen in Castorbehältern lagern, wird es mindestens bis zum Jahr 2040 dauern. Wann dann die Kühltürme und die anderen Gebäude wirklich abgerissen werden, ist noch nicht klar.
Darüber hinaus steht neben dem AKW auch dann noch das Zwischenlager, indem bis zu 192 Castorbehälter mit Atommüll eingelagert werden können.