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Wolfgang P. in Nürnberg vor Gericht

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Blaulicht-Gutachten belastet angeklagten "Reichsbürger"

Blaulicht-Gutachten belastet angeklagten "Reichsbürger"

Das Blaulicht des SEK-Einsatzfahrzeugs war "mit hoher Wahrscheinlichkeit" auch im Haus des Angeklagten in Georgensgmünd zu sehen. Zu diesem Schluss kommt ein Gutachter des Bayerischen Landeskriminalamts. Von Inga Pflug

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Morgen am .

Der Sachverständige hat die Lichtsituation zum Tatzeitpunkt rekonstruiert. Seine Darstellung steht entgegen der Argumentation der Verteidigung, wonach Wolfgang P. den Einsatz im Oktober 2016 nicht als solchen erkannt hat – ihr Mandant sei von einem Überfall ausgegangen, argumentiert die Verteidigung. Den Worten des Gutachters zufolge kann jedoch davon ausgegangen werden, dass das Blinken des Blaulichts deutlich wahrnehmbar war. Inwieweit möglicherweise Taschenlampen oder Lichter an den Waffen der Einsatzkräfte die Lichtsituation beeinflusst haben können, lasse sich aber nicht rekonstruieren, so der Gutachter.

Zeugen berichten vom Gedankengut des Angeklagten

In weiteren Zeugenbefragungen ging es unter anderem um die Gesinnung des Angeklagten: Ein ehemaliger Kampfsport-Partner erläuterte, die Gedanken des inzwischen 50-Jährigen hätten zuletzt immer mehr um die Nichtexistenz der BRD, Rechtssysteme und ähnliches gedreht. Das seien seine Gesprächsschwerpunkte gewesen. Es sei nur eine logische Konsequenz gewesen, dass ihm die Waffen abgenommen werden sollten. Ein anderer Bekannter sagte aus, der Angeklagte sei der Sache regelrecht "verfallen". Als "Reichsbürger" habe sich Wolfgang P. selbst aber nie bezeichnet.

"Ein paar von denen nehme ich mit"

Der Zeuge betonte außerdem, der angeklagte Kampfsporttrainer sei immer auf Seiten der Polizei gestanden und habe sich – etwa bei Unterrichtsstunden – verbal immer für die Beamten stark gemacht. Der Angeklagte kommentierte diese Aussage mit stummem Nicken. Bereits am Vormittag hatte ein Zeuge, der Wolfgang P. wenige Tage vor dem SEK-Einsatz in einem Club getroffen hatte, berichtet, der Angeklagte habe damit gerechnet, dass die Polizei zu ihm kommen werde. Mit Bezug auf die Beamten seien dabei die Worte gefallen "ein paar von denen nehme ich mit", so der Zeuge, der sich nach der Tat selbst bei der Polizei gemeldet hatte. Auf Antrag des Angeklagten wurde er als erster Zeuge des Verfahrens auch vereidigt.

Das Verfahren gegen Wolfgang P. soll am 4. Oktober fortgesetzt werden. Der 50-Jährige muss sich unter anderem wegen Mordes und versuchten Mordes verantworten.