"Es ist wieder richtig schön aufgestaut", sagt Helmut Altreuther vom Bund Naturschutz Ansbach, als er hinab zum Silberbach zwischen den Ansbacher Ortsteilen Bernhardswinden und Meinhardswinden läuft. "So wie man das als Biberfamilie eben macht." Die Biber hier haben tatsächlich ganze Arbeit geleistet: Kleine Stämme und etliche Äste sind dort so ineinander verkeilt, dass sich das Wasser des Silberbachs etwas zurück staut.
Damm war Gefahr für Brücke
Dabei war dieser Biberdamm laut den Naturschützern erst vor wenigen Wochen durch die Stadt Ansbach entfernt worden. "Völlig ohne Grundlage", wie Helmut Altreuther sagt. Die Stadt Ansbach hält dagegen: Man habe am Silberbach einen Damm entfernt und einen zweiten nur abgesenkt. Demnach "wurde ein Damm direkt am Durchlass an der Straße entfernt, um ein Überschwemmen der Straße zu verhindern." Zu diesem Schritt habe ihnen der damalige Biberberater geraten. Den zweiten Damm, rund 25 Meter weiter, habe man lediglich abgesenkt, so die Stadt. Konkret hat ein Bagger hier Äste entfernt, um das Biber-Bauwerk niedriger zu machen.
Uneinigkeit bei Vorgehen rund um zweiten Damm
Die Naturschützer wiederum sprechen vom "Entfernen" des zweiten Dammes. Entgegen der Meinung der Stadt, gehen sie davon aus, dass dieser Damm "burgsichernd" sei – er sorge dafür, dass das Wasser im Bau hoch genug stehe. Eine Entfernung sei deshalb laut der Artenschutzverordnung illegal.
Die Stadt sieht das anders: "Das war erforderlich und auch nach der Artenschutzverordnung zulässig", sagt Rechtsdirektor Udo Kleinlein. "Man hätte den sogar ganz entfernen dürfen. Davon haben wir aber abgesehen, weil die Absenkung ausgereicht hat, um den gewünschten Zweck zu erreichen."
Die Biber haben am Silberbach bei Meinhardswinden einen Damm gebaut - hier links im Bild.
Bagger sorgt nur für kurzfristige Lösungen
Es ist ein Streit, der schon lange schwelt: Seit Jahren sei es "Standard" bei der Stadt Ansbach, dass man auf ein vermeintliches Biberproblem mit dem Bagger reagiere, statt langfristige Alternativen zu suchen, so Helmut Altreuther gegenüber dem BR. Eine solche könnte laut dem Bund Naturschutz eine Dammdrainage sein. Dabei wird eine Röhre in den Biberdamm eingebaut, so kann der Wasserstand auf ein gewünschtes Niveau eingestellt werden – der Biber im behält seinen Bau und dennoch wäre der Wasserstand nicht zu hoch. Laut Helmut Altreuther funktioniere das in vielen Fällen gut.
Landwirt sorgt sich um seine Flächen
Eine langfristige Lösung wünscht sich auch Gerhard Schwab. Er verpachtet die Fläche, die nördlich vom Silberbach liegt. "Ich kann das hier nicht mehr mähen, wir gehen unter", sagt er und zeigt auf den Grenzstein, der seine Fläche und den Uferstreifen, der der Stadt gehört, teilt. Er sorgt sich, dass sein Pächter bald weniger Geld zahlen möchte, wenn sich das Wasser weiter am Ufer staut. "Man hat gesagt, da kommt ein Absenkungsrohr rein damals – aber es ist nie etwas gekommen", so Schwab. Von diesen angeblichen Plänen einer Dammdrainage weiß man bei der Stadt nichts, sowas stehe aktuell nicht zu Debatte, heißt es aus dem Rathaus. "Wir suchen da aber gerne nochmal das Gespräch mit den Betroffenen", sagt Udo Kleinlein.
Naturschützer wollen Beschwerde einreichen
Wenn sich die Vorgehensweise der Stadt nicht ändert, dann will der Bund Naturschutz eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen und sich ans Ministerium wenden. Die Stadt wiederrum spricht jedoch von einer "sachgerechten Vorgehensweise" im Falle des Silberbaches.
Biber errichten Dämme rasch neu
In einem Punkt sind sich der Landwirt und die Naturschützer einig: Hier am Silberbach muss eine langfristige Lösung her. Denn, so Helmut Altreuther: Die Biber würden einen für sie wichtigen Damm immer wieder aufbauen – meist in kürzester Zeit. So wie sie es hier an dieser Stelle laut Bund Naturschutz schon mehrmals getan haben. Der Biber galt in Bayern als ausgerottet, Neuansiedlungen brachen ihn zurück und nun verbreitet er sich selbstständig. Deshalb ist der Biber nun streng geschützt. Es ist verboten, ihn zu fangen oder zu töten, ebenso dürfen seine Baue und Dämme nicht beschädigt oder zerstört werden.
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