In Deggendorf haben kurz vor Weihnachten rund 200 Flüchtlinge mit geringer Bleibeperspektive gegen die Unterbringungsverhältnisse im dortigen Transitzentrum demonstriert. Die Demo hat bundesweit für viel Kritik gesorgt und auch gezeigt, wie wenig eigentlich über die Lage der Menschen im Transitzentrum bekannt ist. Der evangelische Pfarrer Gottfried Rösch hat daraufhin einen Arbeitskreis gebildet. Dieser Matteo-Arbeitskreis soll keine Konkurrenz zu bestehenden Hilfsangeboten in Deggendorf sein, stellt Rösch klar. Dort werde auch sehr gute Arbeit geleistet. Er will mit seiner Gruppe helfen, speziell die Situation im Transitzentrum zu entspannen.
"Mir geht es darum, sich von Mensch zu Mensch zu begegnen. Wie geht's den Menschen? Und wie geht es der Seele der Stadt damit, mitten im Zentrum Hunderte von Menschen in existenzieller Not zu haben? Das sind die Fragen, die mich antreiben." Gottfried Rösch
Ziel: Begegnungen schaffen
Der Matteo-Arbeitskreis will Begegnungen zwischen Deggendorfern und Flüchtlingen ermöglichen. Am kommenden Freitag ist beispielsweise ein ökumenisches Friedensgebet geplant. Begegnungen sollen für mehr Verständnis auf beiden Seiten sorgen.
Konzept Transitzentrum gescheitert?
Denn die Folge des Transitzentrums sei momentan ein "Wir hier - Die dort-Gefühl" auf beiden Seiten des Zauns. Für den Matteo-Mitinitiator und Geschäftsführer Stephan Theo Reichel aus Nürnberg ist das Konzept der großen Transitzentren gescheitert: "Das Problem ist hausgemacht, weil die Menschen dort abgeschottet sind. Das hat was Bedrohliches. Zu Menschen, die hinter einem Zaun abgeschottet sind, geht ja niemand."
Auch die Flüchtlinge, die zum großen Teil aus Sierra Leone kommen, verlassen das Transitzentrum nur ungern, erzählt einer von ihnen.
"Wenn wir raus gehen, dann fühlen wir uns nicht so, als ob wir in Deutschland leben. Wenn wir jemanden auf der Straße mit Hallo oder Hi grüßen, dann bekommt man keine Antwort. Sie schauen uns an als ob wir Tiere wären. Also bleiben wir meistens im Camp. Ich weiß nicht, ob sie Angst vor uns haben. Aber ich weiß: Wir sind Flüchtlinge, wir sind keine Feinde." Flüchtling aus Sierra Leone
Rechtsbeistand für Flüchtlinge
Der Matteo-Arbeitskreis will auch für besseren Rechtsbeistand sorgen. Denn die Flüchtlinge müssen bis zu 24 Monate im Transitzentrum bleiben. Das sind Monate der Ungewissheit, ein Leben mit der ständigen Angst, abgeschoben zu werden.