Für Carloina Trautner ist der Ausblick ungewohnt: Sie schaut auf die versammelte Opposition. Der Platz der Staatssekretärin im Bildungsministerium ist auf der linken Seite der Regierungsbank, dort wo SPD, Grüne und Freie Wähler im Blickfeld sind: "Ungewohnt, spannend, aufregend", erzählt die Augsburgerin, die bisher in den hinteren Reihen der CSU-Fraktion Platz nahm und sich jetzt auf die "große Herausforderung" freut.
Gute Stimmung zum Start
Zumindest ein paar Sekunden mitgefreut hat sich wohl auch Katharina Schulze. Die grüne Fraktionschefin sitzt nun im Blickfeld von Trautner, gratuliert ihr über die Regierungsbank mit einem ehrlich gemeinten Lächeln. Davor hatte sie gut gelaunt lange mit dem neuen Finanzstaatssekretär Hans Reichhart geplaudert, mit dem sie sich in Ausschuss und Plenarsaal schon ordentliche Debatten geliefert hat. Der Umgang zwischen Regierung und Opposition ist auch heute respektvoll, ein Stil, den die meisten sich auch über die Legislatur hinaus wünschen.
Michaela Kaniber, die neue Landwirtschaftsministerin, wird von einem Saaldiener auf ihren Platz geführt. Der besondere Moment ist ihr anzumerken, als sie zum ersten Mal auf der Regierungsbank Platz nimmt, sie winkt noch einmal kurz rüber zu ihren CSU-Kollegen in der letzten Reihe - dort saß sie bisher. Wie Kaniber hat auch die neue Sozialministerin Kerstin Schreyer nicht viel Zeit und muss zurück ins Ministerium. Es warten die ersten Besprechungen, Büros werden bezogen, Kisten ausgeräumt.
Neue Herausforderungen
Schreyer spricht von großer Achtung vor dem neuen Amt: "Wenn man das von außen beobachtet, ist das schon anders, wie wenn man selbst auf dem Stuhl sitzt." Doch viel Zeit zum Nachdenken bleibt auch ihr nicht. Jetzt muss noch der alte Kalender mit dem neuen synchronisiert und Termine angeglichen werden. Ähnlich geht es dem neuen Staatskanzleichef Florian Herrmann. Auch er war vorher einfacher Abgeordneter, hat seine Termine selbst verwaltet, eine Mitarbeiterin gehabt. Jetzt ist da plötzlich ein großer Stab, ein Vorzimmer, Besprechungen mit Abteilungsleitern stehen an. Ein neues Kabinettsmitglied kann an diesem Tag im Landtag kaum ein paar Schritte gehen, ohne sofort angesprochen zu werden.
Die wenigsten Umstellungsprobleme hatte übrigens Markus Söder. Er rückte ein paar Stühle weiter in die Mitte - vom Stuhl des Finanzministers auf den des Ministerpräsidenten. Wie man sich auf der Regierungsbank bewegt, hat er jahrelang geübt. Demonstrativ setzt er sich zu seiner Stellvertreterin Ilse Aigner und bespricht, wie es heißt, Inhalte zum neu geschaffenen Ministerium für Wohnen, Bau und Infrastruktur. So, dass es alle mitbekommen.