Ein inzwischen zwölf Meter breiter Krater öffnete sich am vergangenen Wochenende am oberbayerischen Teisenberg und hat ein Auto und zwei Motorräder "verschluckt". Es ist nicht der erste Krater in Bayern, der unerwartet aufreißt – und es wird nicht der letzte sein, sagen Experten.
Krater öffnet sich 100 Jahre nach Bergwerk-Schließung
Der Grund für den Krater in Teisendorf liegt in der Geschichte: Das Berchtesgadener Land ist ein altes Erzabbau-Gebiet. Hohlräume, die durch den Bergbau entstanden sind, haben wahrscheinlich den sogenannten "Tagesbruch" ausgelöst – fast 100 Jahre nachdem das Bergwerk vor Ort geschlossen und die Bergbauarbeiten eingestellt wurden. Die bayerischen Bergämter schätzen, dass es in Bayern noch etwa 4.000 alte Bergbau-Anlagen geben muss.
Keine vollständigen Pläne alter Bergwerke in Bayern
Doch wie viele Schächte, Stollen und Gruben genau im Untergrund existieren, weiß man nicht, erklärt Martin Straßburger. Er hat sich als Montanarchäologe auf die Erforschung alter Bergwerke spezialisiert. "Ausführliche Pläne von Bergwerken in Bayern finden wir erst ab dem 18. Jahrhundert", weiß Straßburger. Der Erzabbau in Bayern etwa gehe aber bis ins 8. Jahrhundert zurück. Die ältesten Bergbauspuren in Bayern stammen aus dem Neolithikum, also sogar einige Tausend Jahre vor Christus.
"Da sind noch viele Überraschungen im Boden"
Der Archäologe gibt deswegen zu bedenken: "Da sind noch viele Überraschungen im Boden." Das konnte man nicht zuletzt an einigen anderen Einbrüchen bemerken, zu denen Martin Straßburger als Experte hinzugerufen wurde. Etwa als 2018 über dem Bergkristallbergwerk im oberfränkischen Weißenburg ein Fußgänger in den Gehweg einbrach oder 2012 in Hof ein Stollen vor Wasserschäden gesichert werden musste. Besonders zwei größere Krater erlangten in Bayerns jüngster Vergangenheit Berühmtheit: im oberpfälzischen Erbendorf und in Kupferberg in Oberfranken.
- Tipp aus der BR Mediathek: Archäologie - Geheimnisvolle Funde im Boden
Erbendorf: Krater auf Wiese
In der Oberpfalz wurde bis ums Jahr 1400 ins Spätmittelalter hinein Bleisilber abgebaut. Zusätzlich war in den 30er- und 40er-Jahren des 20. Jahrhunderts die Gegend auch für den Kohleabbau interessant. Im Jahr 2012 brach dann plötzlich in Erbendorf ein großer Krater auf. Die Erde über einem Bergbau-Gang in etwa 160 Metern Tiefe war eingesackt, erzählt der Archäologe Martin Straßburger. Denn früher wurden Schächte und Stollen häufig nicht gesichert, oder nur mit Holz aufgefüllt. Heute wird meist eine Beton-artige Masse zur Sicherung verwendet.
Kupferberg: Der Krater auf dem Fußballplatz
Ein Jahr zuvor zeigte sich ein ähnliches Bild am Sportplatz des 1. FC Kupferberg im Landkreis Kulmbach. Der Krater aus dem Jahr 2011 war etwa 28 Meter tief und hatte zunächst einen Durchmesser von fünf, dann von sieben Metern. Schon etwa ein halbes Jahr vorher war der Platz nach bergamtlichen Recherchen gesperrt worden. Das Gebiet über dem alten St.-Veit-Schacht wird weiter beobachtet, noch immer gilt ein Betretungsverbot. Vorläufig bis ins Jahr 2042, erklärt ein Sprecher der Regierung von Oberfranken.
Der Krater in Kupfenberg in Oberfranken ist eingezäunt - Betretungsverbot auch für die nächsten 20 Jahre
Die gefährlichen Bereiche sind ausgewiesen und abgesperrt
In Bergbaugebieten müsse man generell damit rechnen, dass es zu Bergschäden kommen kann, so Archäologe Martin Straßberger. Meistens sind es jedoch kleinere Schäden. Alle Bürgerinnen und Bürger können sich beim Bergamt und online kundig machen, ob in der eigenen Region Bergbau stattgefunden hat. Die als gefährlich identifizierten Bereiche werden abgesperrt und mit Warnschildern versehen. Die Betretungsverbote sollte man auf jeden Fall beachten, denn in diesen gekennzeichneten Bereichen könnte durchaus jederzeit etwas einbrechen, warnt der Experte.
Ein Schild, das vor dem Betreten eines alten Bergbau-Geländes warnt
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