Das E-Barometer, eine Datenerhebung des Kfz-Versicherers HUK Coburg, kommt zu dem Schluss: In Bayerns Landkreisen steigen mehr Menschen auf ein E-Auto um als in den Städten. Zudem ist ein Nord-Süd-Gefälle erkennbar.
Das E-Barometer ist eine Art Rangliste, die aufzeigt, wie hoch der Anteil der Elektrofahrzeuge am privaten Pkw-Bestand in einer Region ist. Aufgezeigt wird zudem die Quote derer, die zuletzt von einem Verbrenner auf ein reines E-Auto gewechselt sind. Im bundesweiten Vergleich führt der Freistaat diese Rangliste an. 3,6 Prozent aller privaten Fahrzeuge in Bayern sind derzeit E-Autos. Bundesweit liegt der Wert bei 3,0.
Innerhalb Bayerns gibt es aber große Unterschiede. Kerstin Bartels ist Sprecherin der HUK Coburg. Sie sagt, die ersten 50 der insgesamt 96 Plätze werden allesamt von Landkreisen belegt. Ein wesentlicher Faktor bei der Anschaffung eines E-Autos sei nämlich die Frage: wo laden?
Eigenheim und E-Auto gehen oft Hand in Hand
Wer ein Eigenheim besitze, der sei in dieser Frage sehr viel weniger von öffentlichen Ladesäulen abhängig und zudem weitaus günstiger unterwegs. HUK-Sprecherin Bartels sagt: In Bayern hätten 4,9 Prozent der Hauseigentümer ein E-Auto. Bei selbstgenutzten Eigentumswohnungen liege die Quote immerhin noch bei 2,7 Prozent, bei Mietern seien es hingegen nur noch 1,8 Prozent. Hauseigentümer hätten damit dreimal so oft ein E-Auto, wie Mieter.
Alexander Kreipl ist der verkehrs- und umweltpolitische Sprecher des ADAC Südbayern. Auch er sagt: Entscheidend für den Umstieg auf E-Mobilität sind die Lademöglichkeiten zu Hause. Auf dem Land, wo man häufig über zwei Autos verfüge, sei man oft bereits zumindest bei einem Fahrzeug auf ein E-Auto umgestiegen.
Teure E-Autos in kaufkräftigen Regionen
Entscheidend bei der Anschaffung eines Elektromobils sei aber auch das Einkommen der Kunden. Kreipl sagt, die Preise für E-Fahrzeuge hätten in den vergangenen Jahren immer über dem Preis vergleichbarer Verbrennermodelle gelegen. Erst jetzt gebe es erste Modelle, die in etwa gleich teuer seien. Demnach sei auch die Kaufkraft einer Region entscheidend für die Akzeptanz der oft teureren Fahrzeuge.
Mit Starnberg, Ebersberg, Miesbach, München und Erlangen-Höchstadt zählen fünf der sieben Landkreise, in denen die Menschen zuletzt am häufigsten auf ein E-Auto wechselten, auch zu den einkommensstärksten in Bayern. Das geht aus Daten des Statistischen Landesamtes hervor. Im Gegenzug zählen Menschen in den Städten Hof, Bayreuth, Bamberg und Nürnberg nicht nur zu den Einkommensschwächsten in Bayern, sondern auch zu denen, die am seltensten vom Verbrenner zum E-Auto wechseln.
Jüngere Menschen tendieren häufiger zum E-Auto
Und auch die Altersstruktur einer Region spielt eine Rolle. Einer Umfrage des ADAC aus dem vergangenen Jahr zufolge, fänden vor allem jüngere Leute Gefallen an der Elektromobilität, sagt Kreipl. So hätten unter den 18- bis 29-Jährigen knapp 30 Prozent angegeben, dass ihr nächstes Auto ein E-Auto werden solle. Bei den über 50-Jährigen seien es nur neun Prozent.
Allgemein sind in Bayern die Gebiete mit der ältesten Bevölkerung vor allem im eher strukturschwachen Norden und Osten zu finden. Das Demografieportal des Bundes und der Länder zählt dazu vor allem Unter- und Oberfranken, sowie die Oberpfalz und den Bayerischen Wald. Zahlreiche Städte und Landkreise aus diesen Regionen liegen auf den hintersten Plätzen beim E-Barometer.
Ladesäulen in Bayern ungleich verteilt
Zu guter Letzt könnte laut Kreipl immer noch die öffentlich vorhandene Ladeinfrastruktur eine Rolle bei der Kaufentscheidung spielen. Ein Blick auf den Ladeatlas Bayern im Mai 2025 zeigt: Was die Anzahl an öffentlichen Ladestationen betrifft, herrscht noch immer ein starkes Nord-Süd-Gefälle. In Oberfranken gibt es demnach mit 473 Ladestellen am wenigsten Möglichkeiten, sein E-Auto unterwegs aufzuladen. In Mittelfranken sind es 818, in Oberbayern 2.362.
Selbst innerhalb Oberfrankens gibt es ein großes Gefälle. In Hof, dem Schlusslicht beim E-Barometer, sind es nur 15 Ladestellen, in Coburg immerhin 44.
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