Der Würzburger Seniorenstift Juliusspital, 6 Uhr morgens: Lisa Bergmanns Schicht beginnt. Seit September macht die 31-Jährige eine Ausbildung zur Pflegefachfrau. Drei Jahre dauert diese. Das Team vom Juliusspital ist hocherfreut. Denn so wie hier wird fast überall händeringend Unterstützung gesucht. Einige Einrichtungen zahlen sogar Kopfprämien für die Vermittlung von Pflegepersonal. Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger werden das Problem des Fachkräftemangels in Altenheimen und Krankenhäusern nicht lösen. Sie können aber helfen, es zu mildern.
Bettpfanne statt Oboe
Es gibt keine genauen Erhebungen, wie viele den Quereinstieg in die Pflege wagen. In der Berufsschulklasse von Lisa Bergmann sitzen mehrere, die älteste ist 50. "Es war ungewohnt, die Schulbank wieder zu drücken", erzählt Lisa Bergmann. Durch ihre Arbeit hat sie viel Körperkontakt mit Menschen. Sie hilft beim Waschen, Anziehen und Essen. Für eine Berufsmusikerin Kontrastprogramm. Lisa Bergmann spürt die Dankbarkeit der Senioren und weiß, hier wird sie dringend gebraucht.
Quereinsteiger sind geschätzt
Pflegedienstleiter Wolfgang Neubauer hat gute Erfahrungen mit Quereinsteigern gemacht. Ihre Lebenserfahrung kommt bei den Bewohnerinnen und Bewohnern gut an. Selbst Handwerker und Computerexperten begleitete er schon durch die Pflegeausbildung und erzählt: "Die Arbeit mit kranken und alten Menschen fordert, tut aber auch vielen gut." Lisa Bergmann hat ihren Schritt jedenfalls nicht bereut. Als Musikerin bekam sie nur befristete Verträge, musste oft umziehen. Ein festes Einkommen, ein dauerhafter Wohnsitz – auch das ist der 31-Jährigen viel wert.
Neuer Ausbildungsberuf zur Pflegefachkraft
Pflegefachfrau / Pflegefachmann – so heißt der neue Ausbildungsberuf. Er vereint die Kinder-, Kranken- und Altenpflege. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Durch ein Praktikum hat Lisa Bergmann diesen Beruf kennen und schätzen gelernt. "Noch vor einem Jahr hätte ich gelacht, wenn mir jemand von diesem Wandel erzählt hätte", so die 31-Jährige. Nun sieht die Musikerin darin ihre Zukunft.
"Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!