Gott lege an Weihnachten den Keim zu einer "Revolution der Menschenliebe", sagte Bedford-Strohm am ersten Weihnachtsfeiertag in der Münchner Matthäuskirche. Weihnachtsfreude sei die "stärkste Medizin gegen den Virus des Nationalismus, der Fremdenfeindlichkeit und des religiösen Fanatismus". Denn Gott werde an Weihnachten einfach nur Mensch und "nicht zuerst Deutscher, Amerikaner, Russe oder Chinese". Zudem erneuere Gott an Weihnachten auch seine Beziehung zu den Menschen und überwinde die Sünde als die große Beziehungsstörung zwischen Menschen und Nationen.
"Sünde ist dieses große Gift, das sich in die Beziehungen zwischen Nationen, zwischen Religionen, zwischen Kulturen hineinschleicht und sie solange vergiftetet, bis sie sich gegenseitig verdächtigen, gegenseitig abwerten und irgendwann gegenseitig umbringen." EKD-Vorsitzender Heinrich Bedford-Strohm
Heile Welt nicht beschwören
In der Münchner Lukaskirche nannte Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler derweil die weihnachtliche Botschaft der Liebe Gottes einen "unvergänglichen Hit" für alle Jahreszeiten. Er bestärke die Menschen und inspiriere sie zu Veränderungen, hieß es in ihrer Predigt. Die Liebe Gottes könne den Menschen auch den inneren Zwang nehmen, sich gewaltsam gegen andere profilieren zu wollen. Denn die Botschaft des Weihnachtsfestes sei nicht Perfektion. Gott komme vielmehr mitten hinein in das "Durcheinander unseres Lebens" und wolle da sein, wann immer etwas schiefgeht. Die Gläubigen sollten es deshalb aufgeben, gerade zu Weihnachten die heile Welt herstellen zu wollen. Das Idyll habe es schon in der Bibel nicht gegeben: "Dort ist bei der Geburt Jesu von Notunterkunft die Rede, von armen Leuten, von einer Flucht ins Ausland, von Verfolgung und Asyl."