Rund 4.100 beschäftige Metall- und Elektroarbeiter haben sich am Vormittag nach Angaben der IG Metall an einer Großkundgebung an der Schweinfurter Hahnenhügelbrücke beteiligt. Der bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler stimmte die Arbeitgeber auf den vielleicht härtesten Tarifkampf seit 20 Jahren ein.
IG-Metall-Chef Wechsler: Angebot der Arbeit "bodenlose Frechheit"
Trotz hervorragender Wirtschaftslage und satter Unternehmensgewinne wollten die Arbeitgeber die Beschäftigten "mit einer mickrigen Lohnerhöhung abspeisen", die nicht einmal die Inflation ausgleiche, wetterte Wechsler. "Schon das ist eine bodenlose Frechheit!" Außerdem bestimmten sie wie feudale Gutsherren, was flexible Arbeitszeit sei. "Jetzt sind wir dran", erklärte Wechsler unter dem donnernden Beifall der Metaller.
Der Schweinfurter IG-Metall-Chef Peter Kippes sagte: "Die Stimmung ist wild entschlossen." An der Veranstaltung nahmen Mitarbeiter der Industrie- und Autozulieferer Schaeffler, Bosch-Rexroth, ZF und SKF teil.
Warnstreiks auch in Oberbayern
Auch im Großraum Ingolstadt traten Beschäftige in den Warnstreik. In Reichertshofen legten gut 200 Beschäftigte des Baumaschinen Herstellers Wacker Neuson die Arbeit für eine Stunde nieder. Auf dem Parkplatz vor dem Haupteingang rief der Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt, Bernhard Stiedl, den Streikenden zu:
"Wir wollen unseren gerechten Anteil am Aufschwung. Und wir wollen Arbeitszeiten, die zum Leben passen. Und dafür wollen wir beim Chef nicht betteln müssen." Bernhard Stiedl, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt
Gewerkschaft: Auftragsbücher in der gesamten Branche voll
Der Betriebsratsvorsitzende von Wacker Neuson, Elvis Schwarzmair, sagte, die Auftragsbücher seien beim Baumaschinenhersteller wie in der gesamten Branche voll. Die Forderungen der IG Metall seien daher längst überfällig. Nach einer Stunde endete der Warnstreik und die Arbeiter nahmen um 10.30 Uhr ihre Arbeit wieder auf. Der Konzern Wacker Neuson mit Hauptsitz in München beschäftigt rund 4.800 Mitarbeiter, beim Produktionsstandort südlich von Ingolstadt arbeiten rund 400 Menschen.
In der Oberpfalz Aktionen in Teublitz und Schwandorf
In mehreren Betrieben der Metall- und Elektroindustrie in der Oberpfalz wird seit dem Nachmittag gestreikt, so zum Beispiel in Teublitz bei der Firma Läpple oder bei der Firma Benteler in Schwandorf. In Amberg wollte die IG Metall über die aktuellen Tarifverhandlungen informieren.
Gewerkschaft will sechs Prozent mehr Lohn
Die Gewerkschaft fordert sechs Prozent mehr Geld und Ausbildungsvergütung für 12 Monate. Zudem sollen alle Beschäftigten einen Anspruch darauf haben, ihre Wochenarbeitszeit für bis zu zwei Jahre auf bis zu 28 Stunden zu reduzieren.