Zu sehen ist eine Informationstafel auf der Theke einer Bäckerei
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Eine Thekeninformation klärt die Kundinnen und Kunden in dieser Bäckerei auf.

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Bayerns Bäcker: "Nein, wir verarbeiten keine Insekten"

Eine Backmischung mit Grillen und Käfern – seit Kurzem ist das möglich. Seitdem berichten Bäckereien von besorgten Kundinnen und Kunden: Ob die Betriebe Insekten in ihre Brote mischen? Diese Sorge ist unbegründet. Und das hat einen einfachen Grund.

Seit knapp einer Woche ist die Hausgrille und der Getreideschimmelkäfer als Lebensmittel in der EU zugelassen. Viele Medien berichteten darüber – das führte bei einigen Leuten offensichtlich zu großer Verunsicherung. Auch bei den Kundinnen und Kunden von Monika Müller. Sie ist Inhaberin in einer kleinen Bäckerei in Bad Aibling bei Rosenheim: "Einen Tag, nachdem das bei uns in der Zeitung stand, haben mich allein am Vormittag zehn Menschen gefragt, ob in meinen Broten Insekten drin sind", so Monika Müller. Ihre Antwort: "Natürlich nicht!"

Thekenaufsteller soll Klarheit verschaffen

Auch einige Kundinnen und Kunden der Öko-Bäckereikette "Hofpfisterei" scheinen Angst vor Insekten im Brot zu haben: "Der Tenor ist hauptsächlich Unsicherheit und die Befürchtung, mit einem Grundnahrungsmittel etwas zu sich zu nehmen, was man nicht möchte", so Thomas Lillpopp von der "Hofpfisterei". Er und sein Team versuchen, die Kundinnen und Kunden zu beruhigen. Ein Thekenaufsteller weise in den Filialen darauf hin: "Keine Insekten in den Pfisterbroten und Backwaren."

Auch Monika Müller hat in ihrer Bäckerei ein Schild aufgestellt. Wer trotzdem unsicher ist, kann einen Blick in die Zutatenliste werfen. Denn auch Bäckereien müssen über Allergene in ihren Produkten informieren. Und dazu zählen auch Insekten. "Diese Liste liegt bei mir in der Bäckerei aus und da kann sich jeder informieren", versichert Monika Müller. Insekten heimlich unterzumischen, ohne sie in der Liste anzugeben – das ist schlichtweg verboten.

Bäckereien klären auf Social Media auf

Und nicht nur Monika Müller und die Hofpfisterei berichten von diesem Problem. In Social Media-Kanälen posten mehrere Bäckereien den Hinweis, dass in ihren Produkten keine Insekten verarbeitet werden. Die Bäckerei Wünsche versichert: "Auch zukünftig erhaltet ihr unsere Backwaren ganz ohne den Zusatz von Insekten." Die Bäckerei Hackner postet diesen Hinweis:

Mehl aus Insekten ist teuer

Aber bedeutet das, dass Kundinnen und Kunden die Zutatenliste checken müssen, um sicherzugehen? Theoretisch ja. Praktisch wird wohl keine Bäckerei in Deutschland Mehl aus Insekten verwenden, ohne das deutlich zu kennzeichnen. Abgesehen davon, dass das bei vielen Kundinnen und Kunden wahrscheinlich nicht gut ankommen würde – Insektenmehl ist für die Betriebe nicht lukrativ.

Denn Mehl aus Insekten ist viel teurer als Mehl aus Getreide. Je nach Anbieter kostet ein Kilogramm Mehl aus Mehlwürmern zwischen zehn und 20 Euro. Zum Vergleich: Ein Kilogramm konventionelles Mehl kostet im Supermarkt derzeit unter einem Euro. Die Semmel müsste der Bäcker also 20 mal teurer verkaufen als die aus Getreidemehl, wenn er nicht Pleite machen will.

Brotbackmischung mit Mehlwürmern

Andreas Koitz ist Inhaber von "PrimeInsects – die Wurmfarm". Dort züchtet er Mehlwürmer und verarbeitet die Insekten unter anderem zu Proteinpulver und Snacks wie Schokoriegel. Denn Mehlwürmer sind schon seit 2021 in der EU erlaubt.

Er hat auch eine Brotbackmischung mit Mehlwürmern in seinem Sortiment. Die kostet 4,50 Euro – für 250 Gramm. Andreas Koitz glaubt nicht, dass Bäckereien sein Mehl kaufen und verbacken, ohne das explizit kenntlich zu machen. "Allein schon deshalb nicht, weil das sehr viel teurer ist", stellt er klar. Wenn eine Bäckerei viel Geld in die teure Zutat investiert, wird sie das also eher gezielt bewerben, anstatt es zu vertuschen.

Insektenmehl: Ein Nischenprodukt

Andreas Koitz kann den Wirbel um die Nachricht nicht nachvollziehen: "Uns ist bewusst, dass das vielen Leuten schwerfällt und sie das nicht wollen. Das ist auch vollkommen okay so. Aber es gibt auch Menschen, für die sind Insekten eine gute Proteinquelle." Sein Geschäft laufe aktuell sehr gut – wohl auch, weil die kleinen Tierchen gerade sehr viel Aufmerksamkeit bekommen, vermutet er.

Monika Müller, die Inhaberin der kleinen Bäckerei, plant jedenfalls kein Proteinbrot mit Mehlwurm- oder Grillenmehl: "Die Leute wollen das definitiv nicht. Und ich auch nicht." Wer bei ihr ein Brot kauft, kann sich also sicher sein: Darin versteckt sich weder Made noch Grille.

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Andreas Koitz züchtet in seiner Wurmfarm in Kärnten Mehlwürmer und verarbeitet diese zu Lebensmitteln.

Frittierte Grillen
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Insekten als Lebensmittel

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