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Stark vergrößerte Mikroplastik-Teilchen.

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Bayern-SPD fordert Aktionsplan gegen Mikroplastik

Nicht nur in Ozeanen, auch in bayerischen Flüssen und Seen schwimmen mikroskopisch kleine Plastikpartikel - Folgen für Natur und Mensch noch nicht absehbar. Die Bayern-SPD fordert deshalb am heutigen Weltumwelttag einen Aktionsplan.

Allein die Donau schwemmt jeden Tag 4,2 Tonnen Mikroplastik ins schwarze Meer, sagt Harry Scheuenstuhl, umweltpolitischer Sprecher der Landtags-SPD. Dabei geht es keineswegs nur um die vieldiskutierten Abbauprodukte von Plastiktüten und Verpackungsmüll. Mikroplastik findet sich praktisch überall - manchmal stecknadelkopfgroß, oft auch mikroskopisch klein.

Die wichtigsten Quellen für Wasserverschmutzung durch Mikroplastik

  • In Kosmetik- und Körperpflegeprodukten wie Duschgels, Sonnencreme und Shampoo setzen viele Hersteller sogenannte "synthetische Polymere" ein. Im Kleingedruckten auf der Packung sind sie meist (aber nicht ausschließlich) an der Vorsilbe "Poly" erkennbar - etwa Polyamide, Polyethylene oder Polypropylene und die entsprechenden Abkürzungen wie PA oder PEG.
  • Fleecepullover und einige andere Funktionstextilien enthalten Mikroplastik, das aus den Waschmaschinen in den Wasserkreislauf gelangt. Ein Fleece-Pulli verliert pro Waschgang bis zu 1.900 Plastikfasern, die von den Kläranlagen kaum herausgefiltert werden können - und wenn doch, landen sie häufig mit dem Klärschlamm auf den Feldern und Äckern und so wieder in der Natur.
  • Ein hoher Anteil an Verschmutzung ist zudem auf den Abrieb von Autoreifen zurückzuführen, der von den Straßen in die Kanalisation geschwemmt wird. Forschungen der TU Berlin gehen in Deutschland von 120.000 Tonnen Reifenabrieb pro Jahr aus.

Auch in bayerischen Gewässern schwimmt einiges an Mikroplastik. Bei Proben aus den Flüssen Altmühl, Inn, Isar und Donau stellte ein Forschungsprojekt 2017 im Durchschnitt 30 bis 70 Mikroplastikpartikel pro Kubikmeter fest. Das bayerische Umweltministerium sprach von einer "mittleren bis geringen Belastung".

Wie das Mikroplastik in die Nahrungskette gelangt

Sind die mikroskopisch kleinen Plastikteilchen erst in den Wasserkreislauf gelangt, landen sie im Trinkwasser. Denn die Plastikpartikel können auch von Kläranlagen nicht komplett aus dem Wasser gefiltert werden. Vor allem textile Mikrofasern sind hier laut einer Fraunhofer-Untersuchung ein Problem.

In den Flüssen und Seen wird das Mikroplastik ebenso wie im Meer von winzigen Organismen wie kleinen Krebsen oder Wasserflöhen aufgenommen, die auf dem Speisezettel von Fischen stehen - die dann ihrerseits auf unserem Teller landen. Selbst in der Biotonne - Rohstoff für Kompost - finden sich inzwischen unsichtbare Plastikteilchen.

Einzeln betrachtet sind die jeweiligen Mengen nach derzeitigem Forschungsstand noch nicht bedenklich. Sorgen bereitet Forschern wie dem Biologen Samuel Roch, der mit seinem Team Fische am Bodensee untersucht hat, vor allem die Zählebigkeit der Stoffe: "Die Frage ist: Werden wir das wieder los oder akkumuliert sich das?"

SPD fordert Verbot von Mikroplastik in Kosmetika

Auf der Umweltmesse IFAT, die Mitte Mai in München stattgefunden hat, hat sich der Bayerns neuer Umweltminister Marcel Huber bereits über neue Filtertechniken informiert. SPD-Umweltexperte Harry Scheuenstuhl will jetzt auch Taten sehen und fordert im Rahmen eines Aktionsplans ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika sowie eine Nachrüstung bayerischer Klärwerke mit neuester Technik.

Die Staatsregierung habe bislang zu wenig getan, deshalb solle sie zügig im Landtag berichten, welche Schäden durch Mikroplastik für Mensch und Umwelt in Bayern entstehen.