Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte die EU-Kommission auf, ihre "Wächterfunktion gegenüber Italien ernsthaft wahrzunehmen". Schließlich habe das Land "die Dimension, die Eurozone ernsthaft zu gefährden", sagte Söder dem "Münchner Merkur". Es gehe nicht, dass Deutschland "für die italienischen Schulden haften muss".
"Falsches Signal für stabiles Europa"
Auch die bayerische Wirtschaft beobachtet die Pläne der sich abzeichnenden rechtspopulistischen Regierung in Rom mit viel Skepsis. "Eine EU-kritische Politik und das geplante milliardenschwere Ausgabenprogramm für Soziales setzen ein falsches Signal für ein stabiles und wirtschaftlich erfolgreiches Europa", kritisierte der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), Bertram Brossardt, in München. Brossardt kritisierte die Pläne der möglichen neuen Koalition, trotz der bereits hohen Staatsverschuldung das Rentenalter zu senken und ein Grundeinkommen einzuführen.
"Die künftige italienische Regierung muss sich dringend zu einer soliden Wirtschaftspolitik und zu Europa bekennen." Bertram Brossardt, Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw)
Wirtschaftliche Verflechtung ist stark
Für die bayerische Wirtschaft sei es besonders wichtig, dass Italien seine Haushaltskrise und seine Wirtschaftsprobleme in den Griff bekomme, sagte Manfred Gößl, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern. Wenn ein EU-Land seine Schuldenkrise auf dem Rücken der anderen Eurozonen-Mitglieder austrage, belaste das das Vertrauen in die gemeinsame Währung.
"Kein anderes deutsches Bundesland ist wirtschaftlich so eng mit Italien verflochten wie Bayern", sagte Gößl.
"Die bayerische Wirtschaft sorgt sich vor allem, dass die in den vergangenen Jahren gut gelaufenen Geschäfte mit Italien nun abflauen könnten." Manfred Gößl, IHK für München und Oberbayern
Die bayerischen Unternehmen haben vergangenes Jahr Autos, Maschinen, Elektrotechnik und anderer Güter und Dienstleistungen für 12,7 Milliarden Euro nach Italien exportiert. Im Gegenzug bezog der Freistaat Importe für 12 Milliarden Euro von dort.
Italien hat Sprengkraft
Auch Nürnberger Konsumforscher haben vor möglichen schweren wirtschaftlichen Folgen der künftigen italienische Koalitionsregierung aus Fünf-Sterne-Partei und fremdenfeindlicher Lega gewarnt.
"Italien könnte größere Sprengkraft entfalten als andere Krisenherde." Rolf Bürkl, GfK-Konsumforscher
Das könnten dann auch deutsche Verbraucher zu spüren bekommen, warnte der Marktforscher:
"Wenn die Regierung in Rom zustande kommt und auch tatsächlich ihr Programm umsetzt, wird das zum einer Explosion der Verschuldung in Italien führen. Das wäre eine Politik, die in eine neue europäische Finanzkrise hineinlaufen würde - in einigen Faktoren verschärfter als die in Griechenland. Und Italien ist zu groß, um gerettet zu werden." Rolf Bürkl, GfK-Konsumforscher
Für die Verbraucher in Deutschland werde Italien vor allen dann zum Thema, wenn deutsche Arbeitsplätze in Gefahr geraten. Das schlage dann meist sehr direkt auf die Verbraucherstimmung durch.