Die Verkehrsbetriebe in Nürnberg hatten eigentlich gehofft, den Schlamassel hinter sich zu haben. Im November hatten sie wegen des hohen Krankenstands einen reduzierten Fahrplan eingeführt. Seit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember gilt wieder der normale Service. Doch bei der Nürnberger Verkehrs-Aktiengesellschaft (VAG) sind sie sich jetzt nicht mehr sicher, ob der auf Dauer durchzuhalten ist. Denn der Krankenstand unter den Busfahrern ist nicht gesunken, sondern liegt noch immer bei relativ konstanten 20 Prozent, so eine VAG-Sprecherin: "Und das heißt für uns dann auch, dass Busfahrten ausfallen müssen, täglich."
Verkehrsbetriebe leiden unter Personalmangel
Auch beim Münchner Nahverkehr fehlen weiter viele Kräfte hinterm Steuer und in der Werkstatt wegen Krankheit. Manche Busse und Straßenbahnen fallen aus. Und auch andere Verkehrsbetriebe haben weiter Probleme. Die Deutsche Bahn zum Beispiel beklagt Personalmangel bei einem Stellwerk in Aschaffenburg, Richtung Miltenberg gilt deshalb ein Ersatzfahrplan. Im Fernverkehr aber rollen jetzt zu Weihnachten wie jedes Jahr sogar zusätzliche Züge.
Die staatliche Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) bekommt derzeit von Verkehrsunternehmen immer wieder Zugausfälle gemeldet, die durch einen hohen Krankenstand bei den Triebfahrzeugführern bedingt sind. Ein BEG-Sprecher betont auf BR-Anfrage, dass "diese Personalengpässe kein spezifisches Problem einzelner Verkehrsunternehmen darstellen, sondern mittlerweile alle Regionen in Deutschland sowie alle Verkehrsunternehmen betreffen".
Kindergärten in Augsburg besonders betroffen
Die vielen Erkrankungen beeinträchtigen weiterhin auch den Betrieb in Schulen und Kindergärten. Besonders schwierig ist die Situation schon länger in der Stadt Augsburg. Dort spricht die zuständige Bürgermeisterin Martina Wild von einer "noch nie dagewesenen Herausforderung" durch die derzeitige Krankheitswelle. Der Krankenstand unter den Mitarbeitenden der städtischen Kitas liege bei 30 Prozent, eine Reihe von Einrichtungen müsse deshalb bereits seit vergangener Woche ganz geschlossen bleiben.
Doppelt so viele Erkältete wie in den vergangenen Jahren
Die Zahlen der größten bayerischen Krankenkasse AOK Bayern zeigen: Heuer fallen schon das ganze Jahr über viel mehr Menschen mit Erkältungskrankheiten aus als in anderen Jahren üblich. Im Oktober zum Beispiel waren rund zehn Prozent der AOK-Versicherten deswegen krankgeschrieben – doppelt so viele wie in den vergangenen Jahren, und dieser Trend hält offenbar an.
Das bestätigt auch Roland Engehausen von der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG): "Wir haben dieses Jahr eine erhöhte Infektionserkrankungslast, das ist auch das Nachholen der Corona-Jahre."
Erhöhter Krankenstand auch im Krankenhaus
Dieser erhöhte Krankenstand trifft auch die Kliniken selbst, so Engehausen: "Dass es uns jetzt noch einmal so trifft, hat uns selber überrascht." Gerade vor Weihnachten sei die Situation herausfordernd, aber unter Kontrolle. Man könne die Versorgung derzeit sicherstellen. Planbare Behandlungen und Operationen müssten mitunter verschoben werden, das sei aber auch in den letzten Jahren der Fall gewesen. "Das ist aber zeitlich absehbar und deshalb auch keine Gefährdung der Versorgung." Man arbeite in den Krankenhäusern individuell an den Dienstplänen, je nachdem, um welche Art von Einrichtung es sich handle.
Sorge bereitet Engehausen, was an Silvester passiert. Sollte es viele Verletzungen durch Feuerwerkskörper geben, könne eine Versorgungskrise entstehen. Man bitte die Bevölkerung um Vorsicht. Außerdem appelliere man, erst einmal den Ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Nummer 116117 anzurufen, statt einfach ins Krankenhaus zu fahren, sofern es sich nicht um einen akuten Notfall handelt.
- Zum Artikel "Medikamentenmangel: Das raten Apotheker und Ärzte"

Krank an Weihnachten? Wolfgang Ritter, Landesvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes zur Versorgungslage
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