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Ganztagsplätze an Schulen: Bayern ist Schlusslicht

Vereinbarkeit von Beruf und Familie hängt auch daran, ob Kinder in der Schule einen Ganztagsplatz bekommen. In keinem anderen Bundesland besuchen Schüler weniger Ganztagsplätze als in Bayern, so eine Studie der Bertelsmannstiftung. Von Gerhard Brack

Nur 16 Prozent der Schüler im Freistaat haben der Studie zufolge einen Ganztagsplatz. Damit ist Bayern Schlusslicht aller Bundesländer. Zum Vergleich: Bundesweit haben 40 Prozent der Schüler einen Ganztagsplatz, so die Bertelsmannstiftung. Trotzdem sieht das Kultusministerium den Ganztag in Bayern als Erfolgsgeschichte: der Freistaat habe die Ganztagsplätze "flächendeckend massiv ausgebaut".

Bayern baut aus

Außerdem berücksichtige die Studie nicht die vielen verschiedenen Formen des Ganztags. So gebe es zum Beispiel auch Hortplätze und verlängerte Mittagsbetreuung in Bayern, was die Bertelsmannstiftung aber nicht als Ganztagsplätze gelten lässt. Auch sie bestätigt aber: Tatsächlich wurde der Anteil der Ganztagsschulplätze in Bayern innerhalb von sechs Jahren fast verdoppelt.

Seehofers Versprechen

Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat sogar eine Bis 2018 gebe es in allen Schularten für jede Schülerin und jeden Schüler bis 14 Jahren ein bedarfsgerechtes Ganztagsangebot, so Seehofer vor vier Jahren in einer Regierungserklärung.

Verantwortlich: die Kommunen

Aus Sicht des Kultusministeriums ist das auch zu schaffen. Verantwortlich dafür sei aber nicht die Staatsregierung, sondern die Kommunen:

"Jeder Antrag der Kommunen auf offene Ganztagsgruppen, gebundene Ganztagsklassen und Mittagsbetreuung an Schulen, der aufgrund des pädagogischen Konzepts, der Raumsituation und der personellen Qualifikation genehmigt werden konnte, wurde vom Freistaat genehmigt. Die Kommunen haben die Haushaltsmittel, die für 2017 für schulische Ganztagsangebote vorgesehen waren, jedoch nicht komplett abgerufen." Bayerisches Kultusministerium in einer Pressemitteilung

Riesige Aufgaben bei Inklusion und Integration

Kritik am mangelhaften Ganztagsausbau kommt vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband BLLV. Dessen verlangte, Bayern müsse "mehr in qualitativ hochwertige Ganztagsangebote investieren". Immerhin wünschten sich 72 Prozent aller Eltern für ihre Kinder einen Ganztagsplatz. Der Freistaat aber investiere "nur halbherzig" in den Ausbau offener Ganztagsschulen. Das reiche bei Weitem nicht aus - angesichts riesiger Aufgaben bei Inklusion und Integration.

BLLV fordert 15.000 neue Stellen

Mehr als 400 Millionen Euro müsse der Freistaat für Baumaßnahmen und zusätzliches Personal in die Hand nehmen, forderte der BLLV weiter. Insgesamt müssten 1.700 Lehrkräfte und 870 Erzieher eingestellt werden. Damit der von der Bertelsmann-Stiftung geforderte Versorgungsgrad mit gebundenen Ganztagsklassen von 80 Prozent der Schüler Wirklichkeit werden, müssten in den kommenden neun Jahren rund 15.000 zusätzliche Stellen geschaffen werden.