Angekündigt hatte der bayerische Ministerpräsident die kostenfreie Meisterausbildung schon im Januar - jetzt macht die Staatsregierung laut Markus Söder "sprichwörtlich Nägel mit Köpfen": Das Kabinett habe eine Erhöhung des Meisterbonus' von 2.000 auf 3.000 Euro beschlossen und stelle damit sicher, "dass am Ende keine Kosten übrig bleiben", sagte der CSU-Politiker in München.
Der Staatsregierung sei die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung wichtig. Neben dem Hochschulstudium solle auch die berufliche Meisterausbildung kostenfrei sein, betonte Söder. "Master und Meister sollen gleichgesetzt werden."
Erhöhung rückwirkend zum 1. Januar
Die Aufstockung gilt laut Staatskanzlei rückwirkend für alle seit 1. Januar 2023 erfolgreich absolvierten Weiterbildungsprüfungen zum Meister oder zu einem vergleichbaren (schulischen) Abschluss. Söder betonte, damit bekämen schon in diesem Jahr die ersten 30.000 Absolventen den erhöhten Meisterbonus.
Bayern setze dies als erstes Bundesland um. "Wir glauben, dass das ein gutes Signal ist." Der CSU-Chef fügte hinzu: "In Bayern hat das Handwerk einen sehr vergoldeten Boden."
Aiwanger: "Der Wind dreht sich"
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) verspricht sich von der Erhöhung einen Anreiz für diejenigen, die zwischen Studium und Meisterausbildung schwanken. Für sie sei "auch wichtig, was zwischen Daumen und Zeigefinger am Ende ankommt".
Durch den höheren Meisterbonus würden die "teilweise sehr hohen Kurs- und Prüfungsgebühren" abgepuffert. "Drei Viertel dieser Kosten übernimmt ja das Meister-BAfÖG", die verbleibende Lücke schließe Bayern mit dem höheren Meisterbonus. Das koste den Freistaat knapp 30 Millionen Euro im Jahr. Dem Minister zufolge dreht sich der Wind aktuell zugunsten praktischer Berufe. Bayern wolle mit dem höheren Meisterbonus "auch bundesweit eine Debatte anschieben". Aiwanger will die Entscheidung als Stärkung des Handwerks und der beruflichen Bildung verstanden wissen.
Höherer Bonus soll Finanzierungslücke schließen
Bei der Weiterbildung zum Kfz-Techniker zum Beispiel fallen laut Wirtschaftsministerium rund 12.000 Euro Lehrgangs- und Prüfungsgebühren an. Über das Meister-BAfÖG gebe es für erfolgreiche Absolventen rund 9.000 Euro als Kostenzuschuss, 3.000 Euro müssten aus eigener Tasche bezahlt werden. Dies werde durch die bayerische Prämie von 3.000 Euro ausgeglichen.
Bei der Bäckerfortbildung mit Weiterbildungskosten von rund 10.000 (ohne Lebenshaltung) übernehme das Meister-BAfÖG bis zu 7.500 Euro. Dank des höheren Meisterbonus blieben künftig sogar 500 Euro übrig.
SPD erfreut - Grüne unzufrieden
Der bayerische SPD-Fraktionschef Florian von Brunn begrüßte die rückwirkende Erhöhung. "Wir als SPD hatten das gemeinsam mit der FDP Ende Januar mit einem Dringlichkeitsantrag gefordert. Natürlich konnten CSU und Freie Wähler nicht einfach mal zustimmen", teilte er mit. Umso mehr freue es ihn für das Handwerk, dass der Meisterbonus nun doch rückwirkend angehoben werde. SPD-Wirtschaftsexpertin Annette Karl betonte, für die Fachkräftegewinnung sei es von besonderer Bedeutung, "dass eine Meisterausbildung mit einem akademischen Master gleichgesetzt wird und ebenfalls kostenlos wird".
Nach Meinung der wirtschaftspolitischen Sprecherin der Grünen-Fraktion, Barbara Fuchs, geht die Entscheidung des Kabinetts nicht weit genug. "Eine ernst gemeinte Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung würde die komplette Kostenfreiheit bedeuten, wie es sie heute schon bei jedem Bachelor- und Masterstudiengang gibt", sagte sie. In den gerade erst beendeten Haushaltsberatungen habe die Staatsregierung die Erhöhung des Meisterbonus noch abgelehnt. Für sie klinge das nach einem Schnellschuss, um Söders vorschnelle Ankündigung der kostenfreien Meisterausbildung etwas aufzufangen.
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