Bei der Sitzung des Kabinetts und dem Gespräch mit EU-Haushaltskommissar Oettinger will Ministerpräsident Söder auf einen fairen finanziellen Lastenausgleich drängen. Nach dem Brexit müsse verhindert werden, dass Deutschland mehr zahle und Bayern bei den wichtigen Fördermitteln für Regionalentwicklung und Landwirtschaft weniger bekomme, sagte er in Brüssel:
"Das wollen wir nicht, darüber wollen wir mit dem Haushaltskommissar reden. Darüber wollen wir dann auch mit dem Bund reden, wie man entsprechende Ausgleichsmechanismen findet.“ Bayerns Ministerpräsident Markus Söder
Söder sucht darum den Schulterschluss mit den CSU-Europaabgeordneten. Zum Frühstück kommt schon Manfred Weber vorbei, später EU-Kommissionspräsident Juncker. Mit ihm will man über den europäischen Grenzschutz reden. Innenminister Herrmann fordert hier mehr Anstrengungen der EU.
"Da muss Frontex deutlich gestärkt werden, da muss mehr Druck auf die Staaten mit Außengrenzen mit ausgeübt werden." Bayerns Innenminister Joachim Herrmann
Zeichen für Europa und nicht dagegen
Die Reise mit Staatsekretären und Ministern soll ein deutliches Zeichen sein, dass dem neuen Ministerpräsidenten Europa wichtig ist. Als am Abend in der bayerischen Vertretung ein Maibaum aufgestellt wird, spricht Markus Söder jedoch auch von der Bedeutung der regionalen Identitäten.
"Wir sind begeisterte Europäer, aber wir wollen auch überzeugte Bayern bleiben. Das ist die Herausforderung. Und wir glauben, dass Europa dann stark ist, wenn es sich auf das konzentriert, was Europa am besten kann - und wir uns auf das, was wir am besten können. Dann kommen wir gut zusammen." Bayerns Ministerpräsident Markus Söder
Maibaum aus Oberbayern für Brüssel
Zum Einstand in Europas Hauptstadt hatte Söder bayerisches Brauchtum mitgebracht: Goaßlschnalzer und Musikanten aus dem Landkreis Ebersberg. Dazu ein Maibaum, den Trachtler aus Grafing unter dem Kommando von Baptist Lindner aufstellen.
Bei den gut 300 geladenen Gästen kommt das gut an. Unter Ihnen ist auch der frühere niedersächsische Ministerpräsident und heutige CDU-Europaabgeordnete David McAllister. Der spricht von einem rundum gelungenen Abend, weil er den Bayern eine außergewöhnliche, mediale Ressonanz beschert. So was ist wichtig in Brüssel, erklärt er:
"Dass die Bayerische Staatsregierung zur Kabinettssitzung nach Brüssel kommt, ist natürlich hervorragend. Ich rufe auch meinen niedersächsischen Kollegen immer zu: Kommt lieber häufiger nach Brüssel. So ein Event wie dieses Maibaum-Aufstellen sorgt natürlich für zusätzliche Aufmerksamkeit." David McAllister, früherer niedersächsischer Ministerpräsident
In Brüssel spielt eine andere Musik
Ilse Aigner, die bayerische Bauministerin, kann das nur unterstreichen. Sie weiß noch aus ihrer Zeit als Bundesagrarministerin, wie wichtig Brüssel für nationale Interessen ist.
"Das ist gut, dass man weiß, dass es hier eine Art von Politik ist, die ganz andere Mechanismen hat - wo die Nationalität eher im Vordergrund steht als die Parteipolitik." Ilse Aigner, Bauministerin Bayern
Söder sieht sich durch Bayerntrend bestätigt
Dennoch schwappt auch die Parteipolitik nach Brüssel. Die aktuellen Zahlen des BR-BayernTrends werden auch hier gelesen und interpretiert. Ministerpräsident Söder sieht vor allem Bestätigung für sich und seine Politik.
"Was positiv ist: Dass die Arbeit der Staatsregierung insgesamt gut gewertet wird, dass auch ich als Ministerpräsident von der Bevölkerung angenommen werde. Ich freu mich zum Beispiel, dass man in der Kreuzdebatte gemerkt hat, dass zwischen veröffentlichter Meinung und der Meinung der Bayern doch ein großer Unterschied ist." Bayerns Ministerpräsident Markus Söder