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Handel mit Iran

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Bayerische Wirtschaft bangt um Geschäfte mit dem Iran

In Bayern reagieren Politik und Wirtschaft besorgt auf die Entscheidung des US-Präsidenten, das Atom-Abkommen mit dem Iran aufzukündigen. Zwar spielt das Land im Außenhandel eine kleinere Rolle, doch man hatte einiges vor. Von Gabriel Wirth

Der Iran ist das Zentrum eines Wirtschaftsraums, der über die Grenzen hinweg 400 Millionen Menschen umfasst, heißt es vielversprechend auf der Internetseite der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw). Die Unternehmen sahen sehr große Potenziale für einen wirtschaftlichen Austausch zwischen Bayern und dem Iran. Doch nun müssen die Firmen um die Geschäfte bangen.

Vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt findet den Ausstieg der USA aus dem Atom-Abkommen mehr als bedauerlich, wie er dem Bayerischen Rundfunk erklärte. Seinen Worten nach ist der Handel mit dem Iran langsam ins Laufen gekommen. Seit September 2015 unterhält die vbw ein eigenes Büro in Teheran, um Geschäftsbeziehungen zwischen beiden Ländern zu erleichtern:

"Im letzten Jahr sind die Exporte bayerischer Firmen in den Iran um 29 Prozent gestiegen. Wir haben in den ersten zwei Monaten nochmal ein 20-prozentiges Wachstum im Vergleich zum Vorjahr auf die Reihe bekommen. Das ist jetzt alles gefährdet."

vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt

Die Verunsicherung werde die Zuwachsraten wie im letzten Jahr nicht mehr ermöglichen, heißt es bei der vbw. Die konkreten Auswirkungen ließen sich jetzt noch nicht absehen, fügt Brossardt hinzu.

Kritik an US-Botschafter in Berlin

Der vbw-Hauptgeschäftsführer kritisiert die Ankündigung des amerikanischen Botschafters in Berlin, Richard Grenell, dass deutsche Firmen sich aus dem Iran zurückziehen sollten. Er warnt vor negativen Folgen vor allem für den exportstarken Maschinenbau, der sowohl in den USA als auch im Iran aktiv ist.

Dem Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags, Peter Driessen, zufolge sind vor allem Unternehmen betroffen, die sich mit Rohstoffgewinnung und Infrastruktur beschäftigen und die im Iran tätig sind. Daneben sieht er eine große Nachfrage aus dem Gesundheits- und Krankenhausbereich in dem Land.

"Die Handelsbeziehungen bayerischer Unternehmen zum Iran sind betroffen – wir waren selbst mit einer Delegation von Unternehmern in Teheran und haben für die Reaktivierung traditioneller Geschäftsbeziehungen geworben."

BIHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen

Bayerns Wirtschaftsminister in Sorge

Auch Bayerns Wirtschaftsminister Franz-Josef Pschierer fürchtet, dass die Ankündigung des US-Präsidenten nicht ohne Folgen für bayerische Unternehmen bleiben wird. Im Interview mit dem bayerischen Rundfunk erklärte er:

"Wir sind Exportweltmeister seit vielen Jahren, und selbstverständlich hängt unser Erfolg von den außenpolitischen Rahmenbedingungen ab. Insofern sehen wir, was Trump hier entscheidet, mit großer Sorge."

Bayerns Wirtschaftsminister Franz-Josef Pschierer.

Dabei darf man aber nicht vergessen, dass der Iran für die bayerische Wirtschaft noch keine allzu große Bedeutung hat. BIHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen verweist darauf, dass das Land nicht unter den 40 größten Handelspartnern Bayerns ist.

Schlechtere Stimmung

Vbw-Hauptgeschäftsführer Brossardt sieht allerdings die Gefahr, dass internationale Spannungen in der Wirtschaft generell zu einer schlechteren Stimmung beitragen. Das sei negativ. Er fordert, dass die EU mit China und Russland sich gemeinsam zum Atom-Abkommen bekennen. Das ist zwar bereits geschehen, doch die Unsicherheit bleibt, unter anderem über die Art der Sanktionen gegen den Iran, die der US-Präsident Donald Trump angekündigt hat. 

"Wir werden abwarten müssen, welche Sanktionen die US-Administration verhängen wird."

BIHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen