Konkret sollen alle bayerischen Unterstützungskommandos sowie die Einsatzzüge in Aschaffenburg, Kempten, Regensburg und Straubing mit den Waffen ausgerüstet werden. Bisher haben sie nur Spezialeinsatzkommandos der bayerischen Polizei eingesetzt. Eine Antwort des Innenministeriums auf eine BR-Anfrage steht aus.
Die Waffen verschießen zwei kleine Nadeln über eine Maximaldistanz von rund zehn Metern. Die Nadeln hängen an dünnen Drähten, über die Strom fließt. 50.000 Volt sollen die Muskulatur von Getroffenen kurzzeitig lähmen und sie so außer Gefecht setzen. Damit schließen Taser aus Sicht der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) eine Lücke in der Bewaffnung von bayerischen Polizeibeamten. Bislang sind diese mit Pistolen, Schlagstöcken und Pfefferspray ausgerüstet. Der Taser wirke nicht tödlich, mache ein Gegenüber aber über eine sichere Distanz kampfunfähig, so der stellvertretender Landesvorsitzender der DPolG, Michael Hinrichsen. Denkbare Einsatzszenarien sind laut Hinrichsen alle Situationen, in denen Polizisten angegriffen werden. Auch bei Einsätzen wegen häuslicher Gewalt, in denen ein Partner den anderen etwa mit einem Messer bedroht, wäre ein Taser-Einsatz aus seiner Sicht möglich.
Amnesty warnt vor sinkender Hemmschwelle
Experten verweisen aufgrund der Erfahrungen von Einsätzen in anderen Bundesländern auch darauf, dass oft schon eine Drohung mit der Waffe genüge, um gewaltbereite Menschen einzuschüchtern. Welche Gefahr von den Stromstößen ausgeht, ist hingegen nicht eindeutig erwiesen. Einerseits gibt es Untersuchungen laut denen die Waffen komplett ungefährlich sind, andererseits nennen Studien Risiken und Todesfälle.
Zu den Kritikern von Taser-Einsätzen zählt etwa die Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Sie warnt, dass Taser wegen ihrer vermeintlichen Ungefährlichkeit die Hemmschwelle senken, überhaupt eine Waffe zu ziehen. In den USA sind laut der Organisation zwischen 2001 und 2016 fast 700 Menschen in Folge von Taser-Einsätzen gestorben.