Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, spricht während einer Pressekonferenz.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Armin Weigel

Die bayerischen Bischöfe haben sich nach dem Münchner Gutachten über die Missbrauchsaufarbeitung ausgetauscht.

  • Artikel mit Audio-Inhalten

Bayerische Bischöfe sehen Kirche im Umbruch

Die schwere Krise der katholischen Kirche und die Ukraine-Hilfe - das waren zentrale Themen, über die die bayerischen Bischöfe in Regensburg beraten haben. Große Sorgen bereitet ihnen der Mitgliederverlust. Ein Fazit: Die Kirche müsse sich ändern.

Das Münchner Missbrauchsgutachten hat die katholische Kirche in ihren Grundfesten erschüttert. Nun haben Bayerns Bischöfe in Regensburg über die Aufarbeitung der Vorfälle beraten. "Fast alle Bistümer haben inzwischen einen Betroffenen-Rat, wir ziehen an einem Strang. Auch wir persönlich müssen bereit sein, mit Opfern ins Gespräch zu kommen und ihnen zuzuhören, wir sind längst nicht am Ende der Aufarbeitung", betonte der Vorsitzende der "Freisinger Bischofskonferenz", der Münchner Kardinal Reinhard Marx.

Mitgliederverlust: "Kirche im großen Umbruch"

Die Kirchenaustrittszahlen seien seit dem Münchner Gutachten im Januar in Bayern sprunghaft angestiegen, so Marx weiter. "Das tut weh, wir haben noch keine Lösung - sind aber auf der Suche nach Rezepten, wie wir die Kirche langfristig attraktiver machen können. Fakt ist: Die Kirche muss sich ändern, wir sind in einer großen Umbruchsituation. Vor allem die Themen Sexualmoral und Macht in der Kirche sind hier wichtige Transformations-Punkte", so der Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz. Zum Thema kirchliches Arbeitsrecht liege im Rahmen des Synodalen Wegs bereits eine Schrift vor, die verankere, dass Homosexuelle und Menschen, die in zweiter Ehe leben, nicht entlassen werden dürfen.

  • Zum Artikel: Katholisches Arbeitsrecht: Kommt bald eine Reform?

Reformbewegung "Wir sind Kirche" reagiert enttäuscht

Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" äußerte sich nach der Tagung enttäuscht über das Ergebnis. Dieses sei bei der "Mammutaufgabe der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs" vage und unbefriedigend. "Warum wurde nicht auch hier ein detaillierter Bericht über die einzelnen Diözesen vorgelegt? Stattdessen bleibt es beim Austausch über den Stand der Aufarbeitung in Bayern sowie bei Überlegungen, wie in diesen Fragen weiter kooperiert werden kann."

Lob für Ukraine-Hilfen

Besonders erwähnte Kardinal Marx die schnelle Ukraine-Hilfe der Bistümer in Bayern. Etwa fünf Millionen Euro stehen insgesamt bereit für die Unterstützung die Flüchtlinge. "Alle Bistümer sind in schneller Weise aktiv geworden", so Marx. Auch mit der Caritas habe man durch das gute Netzwerk weltweit "unglaubliche Möglichkeiten", den Ukrainern zu helfen. Die Hilfsaktion der Regensburger Caritas, bei der ukrainischen Waisenkindern geholfen wurde, stellte Marx besonders heraus: Im Bereich des Bistums Regensburg wurden bis dato rund 900 Plätze für Flüchtlinge bereitgestellt.

Die Diözese Regensburg stellt für Hilfen im Rahmen des Kriegs gegen die Ukraine rund 250.000 Euro an Sondermitteln zur Verfügung.

Ukraine-Krieg: Kirche schafft Platz für Geflüchtete

Die Frühjahrsvollversammlung der bayerischen Bischöfe präsentierte außerdem eine Übersicht, wonach die katholische Kirche in Bayern für Geflüchtete aus der Ukraine mehrere tausend Plätze bereitstellt. Als Quartiere wurden und werden Priesterseminare, Bildungshäuser, Pfarrhäuser und -zentren hergerichtet. Orden öffnen ihre Klöster.

Parallel appellierten die Bischöfe aber, Flüchtlinge aus anderen Krisenländern nicht zu vergessen. Und sie baten den Freistaat um Finanzierungshilfe bei Integrationshilfen.

Prälat Lorenz Wolf entpflichtet

Auch eine Personalie war Thema: Prälat Lorenz Wolf wurde mit sofortiger Wirkung als Leiter des Katholischen Büros Bayern entpflichtet und scheidet außerdem aus dem Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks aus, teilten die bayerischen Bischöfe am Donnerstag zum Abschluss ihrer Frühjahrsvollversammlung in Regensburg mit.

Die Bischöfe kamen damit Wolfs Bitte nach, von dieser Aufgabe entpflichtet zu werden. Wolf war 13 Jahre lang Leiter des Katholischen Büros Bayern. Bettina Nickel, seit 2005 stellvertretende Leiterin, soll das Büro kommissarisch führen. Die Stelle soll offiziell ausgeschrieben werden.

Weiter stand das Strafverfahren gegen Kirchenasyl auf der Agenda, bei der Bruder Abraham aus Münterschwarzach vom Bayerischen Obersten Landesgericht freigesprochen wurde, sowie das Kompetenzzentrum für Demokratie und Menschenwürde. Mit ihm will die katholische Kirche unter anderem ein klares Zeichen gegen den Rechtsextremismus setzen.

Bildrechte: BR/Meike Föckersperger

Bernhard Kellner, Pressesprecher Bistum München, Kardinal Reinhard Marx und Bettina Nickel, kommissarische Leiterin kath. Büro Bayern (v.l.)

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!