Bayerischer Landtag

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Landtag: Senatssaal im Ambiente von 1874

Im Maximilianeum wird während der Ferienzeit der Senatssaal teilweise wieder in seinen Originalzustand von 1874 versetzt. Außerdem wird das Abgeordnetenhaus für die zigtausend Besucher ertüchtigt. Von Nikolaus Neumaier

Bis Januar wird im Abgeordnetenhaus ein Großaufzug gebaut, der künftig die vielen Besucher bis hoch zur Plenarsaalebene bringen soll. Durch den Bayerischen Landtag dringen ungewohnte Geräusche. Im Senatssaal dröhnt ein Schlaghammer. Seit die Politiker in den Ferien sind, sind Bauarbeiter damit beschäftigt eine Mauer einzureißen, um ein Fenster wieder freizulegen:

"Jetzt machen wir die ersten Zugöffnungen, damit wir feststellen, wie der Bestand tatsächlich ist und wie die Arbeiten dann weitergemacht werden, wie sie ausgeführt werden." Margot Meuer, Landtagsarchitektin

Dem Ursprung verpflichtet

Margot Meuer ist die Landtagsarchitektin. Bis zum Ende der Parlamentsferien Mitte September soll sie ein Fenster an der Ostseite des Landtags wieder öffnen, das sei eine eigentlich kleinere Maßnahme, meint die Architektin, doch sie sei bedeutend für den Senatssaal. Das Fenster gibt es seit 1874. Es war immer da. Friedrich Bürklein, der Erbauer des Maximilianeums, brauchte das Fenster für eine Gemäldegalerie. Außerdem wollte er Sichtachsen schaffen. Vom heutigen Senatssaal bis zum Ende des heutigen Plenarsaals - eine Blicklinie.

"Das Gebäude wurde ja nicht für den Bayerischen Landtag errichtet, sondern vom König Max als krönender Abschluss des neuzuschaffenden Boulevards, der Maximiliansstraße. Andererseits wollte er auch die Studienstiftung unterbringen, die er ja neu gegründet hat. Der dritte Grund für das Gebäude war die neue Gemäldegalerie und hierfür wurden die beiden großen Galeriesäle gemacht. Die hatten aber damals keine Fenster, sondern nur das eine große Fenster, das wir jetzt freilegen und wurden noch über die Decke belichtet." Margot Meuer, Landtagsarchitektin

Der Teppich muss weg

Dass das Fenster überhaupt wieder freigelegt wird, hat zeithistorische Gründe: Bis vor kurzem hing hier ein monumentaler Wandteppich mit dem Bayerischen Staatswappen und den Wappen der bayerischen Bezirkshauptstädte. Gehalten wurde der Gobelin von Löwenköpfen. Doch jetzt muss er weg, sagt Landtagspräsidentin Barbara Stamm.

"Dieser Vorhang, der ja sozusagen Jahre ein Aushängeschild des Parlaments gewesen ist, hat sich jetzt im Laufe der Zeit herausgestellt, dass der Künstler eine nicht gerade sehr gute Vergangenheit oder Rolle gespielt hat während des Nationalsozialismus und da war man, nach langen Diskussionen, der Auffassung gewesen, dass man sich, was das Ansehen des Parlamentes anbelangt, davon trennen sollte." Barbara Stamm, Landtagspräsidentin

Umfangreiche Bauarbeiten stehen an

Künftig wird also das Fenster wieder zu sehen sein. Ob immer, das wird sich zeigen:

"Das hat sehr sehr heiße, ich würde sogar sagen emotionale Reaktionen hervorgerufen. Es könnte sein, dass wir sagen: oh, klasse, super, toll oder das man sich dann noch was anderes einfallen lässt." Barbara Stamm, Landtagspräsidentin

Doch bis es soweit ist, muss erst noch die Mauer im Plenarsaal entfernt werden. Auf originale Bauunterlagen kann Architektin Margot Meuer aber kaum zurückgreifen. So ist der Umbau auch eine Entdeckung der Hausgeschichte.

"Da sind wir auf einen Weg, dass wir uns die ganze Baugeschichte erarbeiten wollen. Und das wird natürlich auch eine spannende Sache, dass man da immer mehr zusammensucht, was wie gebaut wurde." Margot Meuer, Landtagsarchitektin

Dass beim Umbau böse bauliche Überraschungen drohen ist unwahrscheinlich. Die Erbauer des Hauses haben solide Arbeit geleistet. Da wurde nicht gepfuscht, sagt Rupert Mühl. Auch er ist Architekt und baut an einer anderen Ecke des Landtags gerade einen Großaufzug ein. Der neue Aufzug, der bis Januar 2018 fertig sein soll, hat etwas mit den Besuchern zu tun, die fast täglich ins Haus kommen. 60.000 bis 70.000 sind es im Jahr. Bislang benutzen Politiker, Besucher, aber auch Arbeiter alle den gleichen Aufzug. Da wurde es schon mal eng. Das wird jetzt entzerrt, auch weil der Landtag mittelfristig ein modernes Besucherzentrum plant.