Es hätte so schön sein können: Ein ganzes Dorf baut zusammen seine Heizung. Gemeinsam haben die etwa 500 Einwohner ab 2011 ein Nahwärmenetz gebaut und über 100 Haushalte angeschlossen. Ein Leuchtturmprojekt in Sachen Energiewende, die Wärme stammt aus der Biogasanlage eines örtlichen Landwirts. Organisiert war das Ganze als Genossenschaft - jeder angeschlossene Haushalt hat 3000 Euro für seinen Anteil gezahlt. Da war die Welt noch in Ordnung in Fristingen (bei Dillingen) - heute sieht das ganz anders aus. Das Projekt ist gescheitert.
Erst Insolvenz, dann der Verkauf der millionenschweren Anlage
Die Wärme hat nicht für alle ausgereicht: Man musste zukaufen, und das war sehr teuer. Die Insolvenz war die Folge. Die millionenschwere Anlage wurde recht günstig verkauft. Der Käufer und jetzige Betreiber ist der Biogasanlagenbetreiber, der von Anfang an die Wärme geliefert hat. Er will sich gegenüber dem BR nicht äußern. Er bestätigt aber, dass es jetzt alle schön warm haben. Inzwischen habe er nämlich eine Zusatzheizung eingebaut, die läuft mit Öl - für Notfälle. Die meisten Bürger haben den Anschluss deshalb behalten, viel verloren haben sie trotzdem. Wer letztlich Schuld am Scheitern der Anlage ist, müssen jetzt Gerichte klären.
Das Dorf ist gespalten
Viele Fristinger haben mit dem Kapitel "Nahwärme" noch nicht abgeschlossen, sagt Kreisrätin und Fristinger Einwohnerin Susanne Ahle.
"Ich spüre einfach, dass im Dorf eine gewisse Spaltung da ist. Dass Menschen, die früher aktiv waren, nicht mehr in Erscheinung treten." Susanne Ahle, Kreisrätin
Man spürt es, man sieht es, aber: Man spricht nicht darüber. Kaum jemand im Dorf will sich zum Thema äußern. Das ist auch die Erfahrung des Fristingers Winfried Wunderle.
"In Fristingen wird nicht geklärt, sondern unter den Teppich gekehrt. Dann soll die Zeit Wunden heilen, aber das funktioniert nicht. Es gibt ein Misstrauen, daraus entstehen wieder Intrigen." Winfried Wunderle, Fristinger Bürger
Offener Brief zeigt Unmut der Bürger
Und es grummelt sehr, wie ein offener Brief an CSU-Politiker zeigt. Unterschrieben ist der Brief mit "Die Wählerschaft": von Unfrieden infolge des Insolvenzverfahrens ist da die Rede, ungelösten Problemen – davon, dass der Dorffrieden massiv gestört sei. Auch Oberbürgermeister Frank Kunz hat den Brief erhalten - bei der letzten Bürgerversammlung sei das Thema Nahwärme allerdings nicht zur Sprache gekommen. Wieder einmal also , nur Schweigen. In diesem Fall wäre Reden mal Gold, damit in Fristingen wieder der Dorffrieden einkehren kann.