Ein symbolisiertes Schwein auf einer Mauer, dahinter Gebäude mit einem Turm.
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Der Schlachthof bleibt in Betrieb – zumindest bis Ende 2023. Eine Machbarkeitsstudie soll derweil auch andere Verwendungsmöglichkeiten prüfen.

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Bamberger Schlachthof bleibt - zumindest bis Ende des Jahres

Der Bamberger Schlachthof kann vorerst weiterbetrieben werden. Das wurde in der Stadtratssitzung am Mittwoch beschlossen. Gleichzeitig sollen weitere Nutzungsmöglichkeiten durch eine Machbarkeitsstudie ausgelotet werden.

Seit Monaten wird über den Schlachthof in Bamberg heiß diskutiert. Die einen wollen eine Weiterführung des Betriebes, die anderen die Schließung, um das 5,5 Hektar große Areal anderweitig nutzen zu können. Jetzt steht fest: Der Schlachthof bleibt in Betrieb – zumindest bis Ende 2023. Gleichzeitig wird eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die auch andere Möglichkeiten der Verwendung prüfen soll. Kosten dafür: 45.000 Euro.

Sorgenkind Schlachthof

1904 wurde in Bamberg der Schlachthof eröffnet. 14 unter Denkmalschutz stehende Gebäude umfasst er heute. 2020 geriet er aber in eine finanzielle Schieflage. Ausgelöst haben das vor allem schärfere Hygienemaßnahmen durch das Gesetzespaket "Arbeitsschutzprogramm für die Fleischwirtschaft". Das beinhaltete unter anderem ein "Verbot von Leiharbeitern und Werksverträgen für Lohnschlächter". Die Stadt entschloss sich dazu, den Betrieb als städtische GmbH zu übernehmen, um die Weiterführung zu ermöglichen. Doch dann kamen weitere Schwierigkeiten hinzu, wie der sinkende Absatz in der Fleischbranche während der Corona-Pandemie, schwankende Schlachtmengen und die Afrikanische Schweinepest.

Braucht Bamberg einen eigenen Schlachthof?

Das erschwerte die Lage des Betriebes und führte zur Diskussion, ob Bamberg auch weiterhin einen eigenen Schlachthof brauche. Eine Entscheidung stand an. Alleine 16 Betriebe in der Stadt und 44 Betriebe im Landkreis wären von einer Schließung betroffen. Für 340 Mitarbeitende aus dem Schlachthof und weiteren Betrieben am Fleischzentrum stünde der Arbeitsplatz auf dem Spiel. Zudem, so erklärt der Bamberger Wirtschaftsreferent Stefan Goller, würde auch eine Betriebsschließung Kosten im sechsstelligen Bereich nach sich ziehen. Der Schlachthof bleibt – vorläufig.

Das ist auch darauf zurückzuführen, dass beispielsweise in den letzten Wochen Neukunden gewonnen werden konnten. Mittlerweile bedient der Schlachthof 180 Kunden, darunter zwei Großkunden. Zur Stabilisierung der finanziellen Lage verhalfen auch die Anpassung des Schlachtgeldes und die Vereinbarung festgelegter Schlachtmengen. In diesem Jahr sollen in Bamberg 277.500 Schweine und 42.500 Rinder geschlachtet werden.

Nach 2023 sind Investitionen notwendig

Doch um den Betrieb weiterführen zu können, waren und sind Investitionen nötig: in diesem Jahr 80.000 Euro, insgesamt rund 4,1 Millionen Euro. Im Wesentlichen müssen weitere Kühlanlagen erneuert werden. Es sind Kameraanlagen zur Überwachung tierschutzrechtlich besonders sensibler Bereiche geplant, aber auch Maßnahmen zur Verbesserung der Einleitungssituation von Abwasser. Die Finanzierung dieser Verbesserungen schafft der Schlachthof aus eigenen Mitteln.

Verschoben, nicht aufgehoben

Ein Jahr lang hat nun der Bamberger Stadtrat Zeit, sich weitere Gedanken über den Schlachthof zu machen. Am Mittwoch hat der Betrieb lediglich eine Gnadenfrist für den Weiterbetrieb bis Ende des Jahres vom Stadtrat erhalten. Kritische Stimmen kommen vor allem zum Thema Regionalität, denn ein Großteil der Tiere wird aus einem Umkreis von 150 Kilometern zum Schlachten nach Bamberg gebracht. Wie regional ist also regional? In der Kritik steht auch die Abhängigkeit von Großkunden wie Tönnies oder Vion. Und auch die Frage steht im Raum, ob wirklich noch so viele Schlachthöfe gebraucht würden, wenn der Fleischkonsum sich eventuell verringert.

1.800 Schlachtstätten in Bayern zugelassen

In Bayern gibt es nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums rund 1.800 zugelassene Schlachtstätten. Dazu zählten auch einzelne Schlachträume, so der Landesinnungsverband für das bayerische Fleischerhandwerk. Der Bamberger Schlachthof sei im bayernweiten Vergleich mittelgroß.

Der Schlacht- und Viehhof München gilt als größter kommunaler Betrieb seiner Art in Mitteleuropa. Eine weitere große Schlachtstätte betreibt die Allgäu Fleisch GmbH in Kempten. Der Schlachthof Waldkraiburg im Landkreis Mühldorf am Inn gilt als Deutschlands größter Rinderschlachthof. In Kempten ist Tönnies der wichtigste Kunde, in Waldkraiburg Vion.

Bildrechte: BR/Claudia Grimmer

Bei der Stadtratssitzung im Bamberger Harmoniesaal wurde das Thema Schlachthof diskutiert.

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