Schülerinnen der Mittelschule Scheßlitz backen Ruglach mit Schokofüllung
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Das internationale Schulprojekt "Alef Bet" an der Mittelschule in Scheßlitz. Schülerinnen backen dabei unter anderem Ruglach mit Schokofüllung.

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Baklava und Stolpersteine: Schüler lernen jüdische Kultur kennen

Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Das Projekt "Alef Bet – das musikalische Alphabet der Erinnerungskultur" will Wissen über die jüdisch-deutsche Geschichte vermitteln und ist in Schulen in Stadt und Kreis Bamberg unterwegs.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Noch bis 22. Juni wird an Schulen in der Stadt und im Landkreis Bamberg durch das Projekt "Alef Bet – das musikalische Alphabet der Erinnerungskultur" Wissen über jüdisches Leben und Judentum vermittelt. Schülerinnen und Schülern aus Scheßlitz und Bamberg werden anhand von deutsch-jüdischen Liedern, Geschichten einer Rabbinerin über ihren Alltag und beispielsweise durch einen Kurs in Sachen jüdisch/israelisches Kochen die Kultur und die Geschichte des Landes nähergebracht.

Alef Bet: Mehr als nur ein Geschichtsunterricht

Elias Böhm ist begeistert. Vieles was der Schüler an diesem Tag in der Mittelschule Scheßlitz erfährt, hatte er noch nicht gewusst. Der Geschichtsunterricht, so Elias, bekomme einen ganz anderen Stellenwert, wenn Menschen berichten, die davon betroffen sind. Begeisterung auch bei Terry Schwartzberg. Seit 2011 ist er der Vorsitzende der Münchner Initiative zur Verlegung von Stolpersteinen. An diesem Schultag ist er einer der Referenten in der Scheßlitzer Schule. "Wir Juden haben die Pflicht und das Bedürfnis Menschen zu mobilisieren für uns, mit uns zusammenzustehen", sagt Schwartzberg. Man müsse Dialoge führen mit den jungen Menschen. Verstecken oder nur über Antisemitismus reden, sei falsch, so der 70-Jährige weiter.

Der Musikworkshop mit Danny Donner, dem musikalischen Direktor der Tel Aviv School of Arts, versucht das durch Musik. Die Schulklasse in Scheßlitz probt mit ihm gemeinsam das Stück "Hatikva", übersetzt heißt das die Hoffnung. "Man sagt ja, ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Ich sage ein Musikstück sagt mehr als 100 Bilder", sagt Donner. "Ich nehme alte jüdische Musik und dann sprechen wir mit den Schülern über die Zukunft."

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Terry Schwartzberg im Workshop an der Mittelschule in Scheßlitz.

Schüler lernen Kultur, Musik und Küche Israels kennen

Wie streng ist das Judentum, wo der Unterschied zwischen orthodox und liberal. Die Rabbinerin Yael Deusel erklärt den Schülerinnen und Schülern die verschiedenen Strömungen innerhalb der Religion. Sie seien vergleichbar mit denen im Christentum. Deusel ist seit dem Holocaust die erste deutsche Rabbinerin, die auch in Deutschland ausgebildet und ordiniert wurde.

In einem weiteren Workshop riecht eine Gruppe Mädchen in kleine Gläser. Sie sollen neue, für sie oft fremde Gewürze kennenlernen. Auch das gehört zum Schulprojekt, bevor die Schülerinnen sich ans Rollen von Baklava-Teig, Grießkuchen, Ruglach mit Schokofüllung und Babka mit Erdbeerfüllung machen.

Am Ende treffen sich alle wieder in der Aula. Es wird musiziert, es wird diskutiert und es wird gegessen. Dabei stehen die Referenten nach wie vor zum Austausch zur Verfügung. Das Fazit der Schüler: Begeisterung, weil ein Unterricht mit Menschen gefüllt wurde, die ihre Situation erklären, Geschichte lebensnah erzählen und Musik und Gebackenes den Tag abrunden.

Das ist Alef Bet

Alef Bet ist die Bezeichnung des hebräischen Alphabets. Alef und Bet sind die ersten beiden Buchstaben. Es ist die Grundlage aller jüdischen Sprachen und steht in der Regel am Anfang der Elementarbildung jüdischer Kinder. Die gleichnamigen Projekttage sollen den Weg für ein Kennenlernen zwischen den Schülern und den teilnehmenden jüdischen, israelischen, deutschen Projektpartnern öffnen, erklärt der Organisator Thomas Spindler.

Zwei Frauen sprechen mit Schülerinnen in einer Küche.
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Das Projekt "Alef Bet - das musikalische Alphabet der Erinnerungskultur" vermittelt Wissen über die jüdisch-deutsche Geschichte.

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