Normalerweise strömen jeden Morgen Tausende von Berufspendlern, Schülern, Studierenden und Reisenden durch den Nürnberger Hauptbahnhof: Doch zu Beginn des dreitägigen Lokführerstreiks sind kaum Menschen hier unterwegs. Viele haben sich auf die wenigen Zugverbindungen eingestellt, die heute fahren. Die Bahn versucht im S-Bahnverkehr rund um Nürnberg einen Stundentakt aufrecht zu erhalten. Die S5 fährt im Zweistundentakt, die S6 fällt allerdings ganz aus.
Nur wenige Bahn-Fahrgäste wurden überrascht
Fast gespenstisch ist es in der großen Halle des Nürnberger Bahnhofes, am Informationsschalter stehen nur sehr wenige Menschen, auch auf den Bahnsteigen herrscht gähnende Leere. Nur sehr wenige Reisende sind vom Streik überrascht worden, die meisten von ihnen sind aus dem Ausland beispielsweise mit Fernbussen angereist. Ab und zu kommt ein Schwung Reisender an. Sie waren mit den Zügen des Notfallplans unterwegs. Die Stimmung ist weitgehend gelassen. "Ich warte jetzt 20 Minuten. Nerven tut das schon ein bisschen", meint ein Reisender. "Ich hab mich darauf eingestellt", sagt eine Frau, "auch den Rest der Woche schon". Durch den Vorlauf habe man sich diesmal auf den Streik einstellen können, so der Tenor unter den Reisenden.
GDL Nürnberg mit Streikbeteiligung zufrieden
Wie Ronny Trentzsch, Ortsgruppenvorsitzender der GDL Nürnberg erklärt, ist die Beteiligung der Lokführer an dem Streik "recht groß". Das sehe man auch daran, dass etwa zwei Drittel der Züge nicht fahren. "Ein Drittel wird mit Notbetrieb aufrecht erhalten", so der GDL-Ortsgruppenvorsitzende. Der GDL gehe es darum, die Wochenarbzeitszeit abzusenken und das bei vollem Lohnausgleich, "dies gelte ja nur für Schichtarbeiter und das ist in anderen Industriezweigen schon gang und gäbe und wir rennen dem hinterher", so Trentzsch. Diese Forderungen würden als nicht akzeptabel abgeschmettert werden und was angeboten werde, sei einfach nicht tragbar.
Wörtlich sagte er im BR24-Interview: "Die Schichten sind hart, es geht zu jeder Tages- und Nachtzeit, es gibt ein rollendes System ohne feste Anfangszeiten. So wie die Züge fahren, werden die Schichten festgelegt – und das schlaucht." Der Beruf müsse durch Verbesserungen für junge Leute wieder attraktiver werden. Die Lokführer fordern zudem längere Pausen. Bisher werden nach vier Tagen Schicht nur 36 Stunden Pause gewährt. Diese sollen auf 48 Stunden ausgedehnt werden, sonst reiche die Zeit zur Erholung nicht aus, so Trentzsch.
Lohnerhöhungen werden akzeptiert, Arbeitsverkürzungen abgelehnt
"Ich kann's verstehen", betont eine andere junge Frau zu den Forderungen, "aber man muss halt deswegen immer umplanen." Die meisten haben Verständnis für die geforderten Lohnerhöhungen. Lediglich die geforderte Arbeitszeitverkürzung stößt bei einigen auf Ablehnung, da es ohnehin schon viel zu wenig Personal bei der Bahn gebe. Aktuell fände er es nicht gut, die Arbeitszeit zu reduzieren, sagt ein Bahnkunde: "Dass sie geldmäßig mehr fordern, da habe ich schon Verständnis".
Vor dem Nürnberger Hauptbahnhof läuft der Berufsverkehr währenddessen bisher normal. Etliche Taxis warten auf Kunden.
64-stündiger Streik im Personenverkehr der Bahn bis Freitagabend
Die Lokführer haben am frühen Mittwochmorgen ihren 64-stündigen Streik im Personenverkehr begonnen. Der Ausstand, zu dem die Gewerkschaft GDL aufgerufen hat, begann um 02.00 Uhr. Enden soll der Streik am Freitag um 18.00 Uhr. Bis dahin gilt ein Notfahrplan der Deutschen Bahn. Der Güterverkehr der Bahn wird bereits seit Dienstag um 18.00 Uhr bestreikt. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) rief die GDL und die Bahn zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf.
Das Hessische Landesarbeitsgericht in Frankfurt am Main hatte am Dienstagabend den Eilantrag der Deutschen Bahn gegen den Streik der GDL in zweiter Instanz abgewiesen. Die Bahn erklärte, der Notfahrplan biete "nur ein sehr begrenztes Angebot im Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr".
- Zu Artikel: Dreitägiger Bahnstreik hat begonnen – Notfahrplan bis Freitag
- Zum aktuellen Bahn-Fahrplan
Der Artikel wird immer wieder aktualisiert.
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