Ein ICE  fährt von Augsburg nach Ulm
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Vierspurig soll die Bahnstrecke Ulm-Augsburg werden, damit die Züge künftig schneller fahren können.

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Bahnstrecke Ulm-Augsburg: Landrat Sailer befürchtet Fehlplanung

Künftig sollen Bahnkunden schneller von Ulm nach Augsburg kommen. Heute beginnt eine weitere Etappe bei der Trassenplanung. Heftige Kritik kommt unterdessen von Augsburgs Landrat Martin Sailer, der die Planungsfähigkeit der Bahn in Frage stellt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

In 26 Minuten von Ulm nach Augsburg – das ist das Ziel des Ausbaus der Bahnstrecke zwischen den beiden Städten. Hält ein Zug auch in Günzburg, darf die Fahrt höchstens 40 Minuten dauern, so lautet die Vorgabe des Bundes. Heute startet die Vorplanung, das heißt, das millionenschwere Vorhaben kommt einen Schritt weiter. Aus der Region gibt es heftige Kritik an den Plänen der Bahn. Unter anderem liegt das an Sorgen um die Kapazitäten des Augsburger Hauptbahnhofs, die Augsburgs Landrat Martin Sailer (CSU) verärgern.

Die schwäbische Landschaft macht es der Bahn nicht leicht

Schon die Topografie stellt Planungsleiter Markus Baumann, der sein Büro in der Augsburger Bahnhofstraße hat, vor eine ganze Reihe von Herausforderungen. Baumann wird ab jetzt viele vor Ort-Termine in der Region haben, um Lösungen zu finden. "Die Flusstäler ziehen sich alle von Süd nach Nord, wir fahren von West nach Ost, das heißt dann, die Flusstäler sind relativ eingeschnitten". Aber es müssen nicht nur die tiefen Flusstäler überwunden werden. Es gibt laut Baumann viele Seen und Moorgebiete auf der Strecke. Außerdem führe sie durch sogenannte Vorranggebiete, die zum Beispiel für Windkraft und Bodenschätze vorgesehen sind. Vier mögliche Trassenverläufe zwischen Ulm und Augsburg sind grob festgelegt, jetzt soll dafür das Feintuning erfolgen: Wo können Brücken gebaut werden, wo besser ein Tunnel?

Viele Wünsche aus den Kommunen für den Streckenverlauf

Erschwert werden die Planungen durch Wünsche und Widerstände entlang der Strecken. Manche Kommune hätte die Strecke gern durch ihren bestehenden Bahnhof geführt, mancher Grundstücksbesitzer fürchtet die Zerstörung seiner Felder und Wiesen.

  • Zum Artikel: Bürgerinitiative protestiert gegen neue Bahntrasse Augsburg-Ulm

Negative Auswirkungen für den Nahverkehr befürchtet

Den Augsburger Landrat Martin Sailer treibt eine ganz andere Sorge um: Ob nämlich am Augsburger Hauptbahnhof ein Nadelöhr entstehen wird und der Nahverkehr ausgebremst wird: "Die Aufnahmekapazitäten an ein- und ausfahrenden Zügen im Augsburger Hauptbahnhof ist limitiert", betont Sailer. Die logische Folge sei, dass "der Nahverkehr zu Gunsten des Fernverkehrs verdrängt wird". Das könne nicht im Interesse seines Landkreises und der Region sein. Der Meitinger Bürgermeister Michael Higl (CSU/JBU) schlägt in dieselbe Kerbe: “Der ländliche Raum braucht einen zuverlässigen und leistungsfähigen Nahverkehr. Es nutzt wenig, wenn die Fernzüge die Regionalbahnen ausbremsen und die vielen Pendler am Bahnsteig stehen bleiben."

Die Vorplanungsphase für die Bahnstrecke Ulm-Augsburg hat begonnen
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Der geplante Ausbau der Bahnstrecke zwischen Ulm und Augsburg zählt zu den bedeutendsten Verkehrsprojekten in Deutschland.

Landrat spricht Bahn Planungsfähigkeit ab

An den Strukturen der Bahn übt Sailer in diesem Zusammenhang heftige Kritik: "Das große Problem ist ja, dass dieser Konzern zerschlagen ist in verschiedene Einzelbereiche", beklagt Sailer. Er habe den Eindruck, dass Links und Rechts nicht mehr wisse, was gerade geplant und auf den Weg gebracht werde. "So kann man große Infrastrukturprojekte im 21. Jahrhundert nicht mehr planen", sagt Sailer. Augsburgs Landrat befürchtet einen Skandal, bei dem am Ende des derzeitigen bereits Hunderte Millionen Euro teuren Umbaus trotzdem wieder ein überlasteter Hauptbahnhof in Augsburg stehen könnte.

Sailer will nicht mehr über Trassenverläufe sprechen

Über eine Betriebsprogrammstudie soll die Bahn jetzt klären, inwiefern die Bedenken berechtigt sind, und ob und wie der Augsburger Hauptbahnhof noch einmal neu ausgebaut werden muss. Das Ergebnis soll im nächsten Jahr vorliegen. Weitere "erschöpfende" Trassendiskussionen lehnt Augsburgs Landrat Martin Sailer bis dahin ab. Auch Meitingens Bürgermeister Michael Higl fordert, dass der Augsburger Hauptbahnhof Vorrang vor allen anderen Fragen haben muss.

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