Ein Brot, eine Suppe, ein Kaffee – die Nachfrage bei den Bahnhofsmissionen stieg bereits in den vergangenen Monaten deutlich an. Denn viele Empfänger von Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld II, umgangssprachlich Hartz IV genannt, aber auch Menschen mit kleinem und mittlerem Einkommen sehen sich nicht mehr in der Lage, Inflation und hohe Energiepreise finanziell zu bewältigen.
Seit Corona-Pandemie fehlen Ehrenamtliche
Bayernweit registrieren die Bahnhofsmissionen einen verstärkten Zulauf hilfsbedürftiger Menschen. Allerdings stehen die Einrichtungen selbst auch zunehmend unter Druck: Denn seit der Pandemie fehlen vielerorts Ehrenamtliche, die vor Ort aushelfen. Und die Hauptamtlichen, die sie anleiten und unterstützen sollen, klagen über eine zu geringe finanzielle Ausstattung.
Die Bandbreite der nötigen Hilfeleistungen sei größer geworden, sagen Adelheid Utters-Adam und Sandra Schuhmann, Sprecherinnen der Trägerorganisationen "In Via" und Diakonie. Die individuellen Problemlagen der Menschen seien vielfältiger geworden. Ausgerechnet in der jetzigen Situation sei wegen der Corona-Pandemie die Zahl der Ehrenamtlichen zurückgegangen. Viele freiwillige Helfer mussten gesundheitsbedingt aufgeben. Ohne sie könne das Angebot in dem bisherigen Umfang aber nicht aufrechterhalten werden, warnt die Bahnhofsmission.
Träger fordern verlässliche Grundfinanzierung
Um den wachsenden Bedarf mit festangestellten Mitarbeitern abdecken zu können, fordern die Träger eine verlässliche Grundfinanzierung über die kirchlichen Mittel hinaus. Das Bayerische Sozialministerium beteiligt sich zwar an den Kosten auf Landesebene, die kommunalen Zuschüsse fallen allerdings nach Angaben der Bahnhofsmissionen sehr unterschiedlich aus. Mancherorts könnten Hauptamtliche deshalb nur sechs Stunden pro Woche beschäftigt werden. Das müsse anders werden, sagen die Sprecherinnen – gerade in Zeiten wie diesen, in denen die Nachfrage spürbar steigt.
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