Sie helfen anderen, denen es schlechter geht - die vielen Ehrenamtlichen im Freistaat, die in den Bahnhofsmissionen Brote belegen, Kaffee und Tee zubereiten. Aber viele Einrichtungen haben massive Probleme. Ihnen gehen gespendete Waren und oft das Geld aus, Helfer sind überfordert, frustriert und geben auf.
In Augsburg hält sie noch durch: Heike Schrott reicht einen Becher voll mit dampfend heißem Kaffee durchs Fenster hinaus an einen älteren Herrn. Sie trägt die azurblaue Jacke der Bahnhofsmission und hilft seit Jahren ehrenamtlich mit. Hier zur Ausgabestelle direkt an Gleis 1 kommen jeden Tag knapp hundert Menschen, erzählt sie: "Wir haben alle, Alte, Ausländer, Rentner auch, natürlich Obdachlose – das ist ganz schwierig, wenn es so kalt ist", erzählt die Frau mit dem hellbraunen Pagenkopf.
Weniger Überproduktion, weniger Sachspenden
Die Butterbrezen und Quarktaschen vom Vortag, die eine Bäckerei gespendet hat, sind schon weg. Jetzt schneidet Heike Schrott ein Vollkornbrot aus zugekauftem Vorrat in dicke Scheiben und belegt es mit Scheiben-Gouda. Manchmal freilich müssen die Helfer knapsen, weil mehr Bedürftige da sind als früher, sagt Sabine Ortloff, hauptamtliche Helferin von der Diakonie. Und auch deshalb, weil durch den seit Jahren laufenden Umbau des Augsburger Bahnhofs längst nicht mehr so viele Sachspenden ankommen aus den Läden rundherum: "Ja das merkt man schon. Die haben die Ansage bekommen, die Produkte vom Vortag selbst zu verkaufen am nächsten Tag zum halben Preis." Und es werde auch anders gewirtschaftet und nicht mehr so viel produziert, das fehle der Tafel dann.
Viele sind hungrig – und freuen sich über ein Käsebrot
Vorne an der Ausgabe bei Heike Schrott stehen jetzt mehrere Männer an. Einer von ihnen ist Georgios. Er ist Anfang 30 und kommt fast jeden Tag, wie er erzählt. "Ich bin aktuell im Männer-Übergangsheim, da bleibt nicht so viel übrig, und hier bekommt man was zu trinken und eine Stulle", fürs Käsebrot sei er dankbar, sogar seinen Rucksack habe er hier bekommen. Und die Damen seien "immer nett, immer!"
Die Helfer der Bahnhofsmission gehen Spenden sammeln
Um weiterhin die wichtigsten Lebensmittel vorrätig zu haben, sind die Helfer unlängst kurzerhand selbst Spenden sammeln gegangen. Sie haben Kisten aufgestellt vor dem Supermarkt am Bahnhof und Zettel verteilt, wer wollte, konnte beim eigenen Einkauf eine Packung Kaffee, eine Tüte Zucker oder eine Rolle Kekse als gute Gabe für die Bahnhofsmission mitbringen. Viele Menschen haben das getan. Sabine Ortloff freut sich, weil jetzt sogar kleine Weihnachtspakete möglich sind, mit Dosensuppen und Minuten-Terrinen, Zahnpasta und Duschgel, aber auch Lebkuchen, Keksen und Schokolade.
Finanzielle Unterstützung ungebrochen
Auch das ist Sabine Ortloff von der Diakonie Augsburg wichtig: Es gibt sie, die stillen Helfer, die einfach immer bereit sind zu unterstützen. Regelmäßig stünden auch Menschen vor dem Fenster, die nicht etwas haben, sondern etwas geben wollten, die einfach einen Schein als Spende durchs Fenster reichen. Ein Herr, der beruflich viel mit dem Zug unterwegs sei und mehrmals im Jahr vorbeikomme, erzählt Ortloff, lasse bis zu 200 Euro da. "Der möchte dann nicht mal einen Kaffee als Dank. Das sind dann Sachen, wo wir uns super freuen, weil wir wissen, da sind die Brote dann für die nächsten Wochen wieder sicher", sagt die Helferin.
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