Vor einiger Zeit hatte ein Buchladen wegen eines Wasserschadens in den Bahnhofshallen umziehen müssen. Bücher gab es eine Zeitlang neben den Toiletten. Inzwischen ist der Schaden behoben und alles renoviert. Aber noch immer quietschen die schweren Eisentüren zur marmorvertäfelten Bahnhofshalle, Scheiben am Gebäude sind zerbrochen, der Putz an der Außenwand bröckelt und ist notdürftig geflickt: Der Lindauer Inselbahnhof ist in die Jahre gekommen. Das soll sich jetzt ändern.
Bahn will umfangreich sanieren
Die Deutsche Bahn will eigenen Angaben nach in den kommenden Jahren einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag in die Sanierung des historischen Inselbahnhofs investieren. Bis zum Jahr 2030 sollen die Arbeiten weitgehend abgeschlossen sein. Die Außenfassade, die denkmalgeschützten Fenster und auch der Innenbereich sollen dabei grundlegend saniert werden. Auch werden die alte Gasdampfheizung sowie die Elektroleitungen sukzessive im laufenden Betrieb erneuert. Neue Restaurants, Cafés und ein neuer Mieter im Sanitär-Bereich sollen in die Gebäude im historischen Bahnhof einziehen. Das könnte den Plänen nach bereits Ende des Jahres der Fall sein. Bis dahin soll das Gesamtkonzept detailliert ausgearbeitet werden. Unklar ist nach wie vor, wo genau die Gleise später enden werden. Städtebaulich könnte es sein, dass sie um rund 150 Meter gekürzt werden. Dann wäre auch die Rückseite des Bahnhofs besser nutzbar als heute. Die Bahn ist hier in Abstimmung mit der Stadt Lindau.
Zukunft des Inselbahnhofs lange offen
Zuletzt war die Zukunft des Bahnhofs unklar gewesen. Durch den Neubau des Bahnhalts im Lindauer Stadtteil Reutin verliert der Inselbahnhof an Bedeutung. Dabei könnte er ein Schmuckstück sein. Erst im vergangenen Jahr ist er 100 Jahre alt geworden. Charakteristisch ist die Einfahrt über den Bahndamm auf die Lindauer Insel mit Blick auf den Bodensee, in die Schweiz und nach Österreich sowie das prominente Gebäude in der Architektur des Jugendstils beziehungsweise Art déco. Hoch über dem Eingang prangt ein Adler, darunter eine Uhr und zwei Figuren, die Tag und Nacht symbolisieren sollen – womit die Bahn zeigen wollte, dass sie immer für ihre Fahrgäste auf der Schiene unterwegs ist. So jedenfalls ist es durch den Augsburger Architekten und Oberregierungsbaurat W. Heilmann aus den 1920er Jahren überliefert.
Bahn und Schiff sollten verbunden sein
Mit dem Bau des Lindauer Inselbahnhofs wurde 1913 begonnen. Durch Personal- und Materialnot während des Ersten Weltkriegs wurde die Fertigstellung verzögert. Ende des Jahres 1921 wurden die Fahrkartenausgabe und die Gepäckabteilung freigegeben; im Januar 1922 wurden die Restaurants und Wartesäle des Bahnhofs offiziell eröffnet. Das Gebäude-Areal verbindet seither den Bahnverkehr direkt mit Schiffsverbindungen nach Österreich und in die Schweiz.
Fußballweltmeister machen Halt in Lindau
Ein besonderer Moment für den Bahnhof und die Stadt Lindau war 1954. Die frisch gebackenen westdeutschen Fußball-Weltmeister um Fritz Walter und Trainer Sepp Herberger reisten mit einem Sonderzug aus der Schweiz in Lindau an. Sie wurden laut Regionalhistoriker Karl Schweizer von begeisterten Fans empfangen und übernachteten im Hotel Bayerischer Hof. Am nächsten Tag wurden die Fußballer zum Weißwurstfrühstück in die Lindauer Spielbank eingeladen und reisten erst später mit dem Zug weiter nach München.
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