Spürhund Mäx und Baumsachverständiger Edgar Wenisch stehen an einem Baum.
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Spürhund Mäx und Baumsachverständiger Edgar Wenisch bilden ein einzigartiges Team in Bayern: Sie prüfen Bäume auf Verkehrssicherheit.

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Bäume im Klimastress: Spürhund Mäx riecht Schädlinge

Spürhund Mäx und Baumsachverständiger Edgar Wenisch bilden ein einzigartiges Team in Bayern: Sie prüfen Bäume auf Verkehrssicherheit durch die Hundenase. Einsätze für Spürnasen wie Mäx gibt es immer mehr, denn viele Bäume leiden an Klimastress.

"Ich rieche was, was du nicht siehst" steht auf Mäxs' Geschirr. Der graubraune Münsterländer ist ein ausgebildeter und zertifizierter Gehölz-Pathogen Spürhund. In der Winterkälte zittert er, guckt sich immer wieder nach seinem Herrchen um und wartet geduldig auf seinen Einsatz. Sein Spezialgebiet: unsichtbare Schädlinge entdecken.

Mäx riecht das, was Menschen erst Jahre später sehen

In eineinhalb Jahren Ausbildung hat Mäx gelernt an Bäumen zu erschnuppern, was wir Menschen erst Jahre später sehen würden. Pilzsporen und Schädlinge zersetzen Wurzeln der Bäume schon oft, lange bevor etwas von außen erkennbar ist. Zu riechen ist es aber: zumindest für Mäx. Mit einer Geruchsprobe findet er heraus, ob ein Baum von einem Pilz infiziert ist. Weltweit gibt es nur etwa 20 Hunde, die das können. Seine Trefferquote liegt bei 95 Prozent.

Ergebnis, ob der Baum befallen ist, kommt sofort

Eine etwa 120 Jahre alte Esche auf dem Gelände des Friedhofs in Tirschenreuth könnte mit dem Brandkrustenpilz befallen sein. Stadtförster Stefan Gradl vermutet den Pilzbefall, er hat schon mehrfach erfolgreich mit Mäx und Edgar Wenisch zusammengearbeitet. "Weil der Hund zerstörungsfrei arbeitet, wir müssen keine Probe vom Baum nehmen und der Hund liefert sofort vor Ort ein Ergebnis - ohne Labor", so Stefan Gradl.

Sie machen den Test: Mäx schnuppert an einem Marmeladenglas mit eine Probe des Brandkrustenpilzes der Esche. Vorher prüft Edgar Wenisch noch die Windrichtung, denn gegen den Wind schnuppert es sich leichter. Mäx dreht jetzt eine Runde um den Baum, die Nase immer Boden an den Wurzeln. Er blickt kurz auf und setzt sich. Das ist das Zeichen. Er hat den Brandkrustenpilz in der Esche erkannt.

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In den Marmeladengläsern befinden sich Proben des Brandkrustenpilzes der Esche.

Tückisch und gefährlich: der Brandkrustenpilz

Wie gefährlich der Brandkrustenpilz sein kann, zeigt Edgar Wenisch vor einem Kindergarten in Konnersreuth. Dort hatte Mäx bereits vor zwei Jahren den Brandkrustenpilz erschnuppert. Mittlerweile ist der betroffene Bergahorn gefällt. Die Stämme liegen noch vor Ort. Der Pilz hat im Holz schwarze Spuren hinterlassen. Die Zersetzung der Wurzeln findet jedoch statt, wenn der Baum von außen noch prächtig und gesund aussieht.

"Was den Pilz so brandgefährlich macht, ist, dass er die Wurzeln zerfrisst, aber die Lebensschicht des Baumes – das Kambium - erst sehr spät angreift. Der Baum kann also völlig grün dastehen, aber mittags um 12 Uhr einfach umfallen." Edgar Wenisch, Baumsachverständiger
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Ist ein Baum befallen, hinterlässt der Pilz schwarze Spuren im Holz.

Veränderungen des Klimawandels machen den Bäumen zu schaffen

Für die Verkehrssicherheit von Bäumen im urbanen Raum sind Mäx und sein Herrchen seit 2016 erfolgreich unterwegs. Die Arbeit für solche Spürnasen wie Mäx wird immer mehr, denn die Veränderungen des Klimawandels mit anhaltenden Trockenperioden und großer Hitze machen den Bäumen zu schaffen. Sie werden geschwächt und Schädlinge wie Pilze können so leichter eindringen. Es gibt demnach immer mehr Bäume, die geprüft werden müssen.

Pilzbefallene Bäume müssen nicht automatisch gefällt werden. Oftmals reicht es die Krone zu lichten, damit das Gewicht weniger wird und der Baum starken Stürmen trotzen kann. Im Falle der Esche in Tirschenreuth steht nun noch ein Zugtest an. Die Standsicherheit wird so überprüft. Gesunde und starke Bäume können auch jahrelang mit dem Pilz leben, nur für schwache und gestresste Bäume ist der Befall eher ein Problem.

Mäx hat schon Umweltskandal erschnüffelt

Gehölz-Pathogen Spürhund Mäx und sein Herrchen haben nicht nur Bäume im Visier, sie sind auch immer wieder für Gerichtsgutachten im Einsatz. Der Vorteil: Mäx ist absolut neutral. In Mittelfranken hat Mäx schon einen Umweltskandal erschnüffelt, der ohne ihn nicht ans Licht gekommen wären. Er hat unter anderem schon eine Einleitung von Gülle in ein Waldstück erschnuppert, illegale Ablagerungen von Schadstoffen im Wald und eine Grundwasserverschmutzung.

Mit 13 Jahren schon ein Rentner - Frischkäse zur Belohnung

Mäx ist es übrigens völlig egal, was er sucht, für ihn steht am Ende nur die Belohnung: ein Löffel Frischkäse. Mit seinen 13 Jahren ist der Münsterländer bereits im Rentenalter. Er ist mittlerweile krank und nicht mehr so belastbar. Wie lange das zertifizierte Team aus Spürhund und Baumsachverständiger noch zusammen im Einsatz sein kann, ist unklar. Sobald es Mäx zu viel wird, will Edgar Wenisch seinen Hund schonen und ihm den Supernasen-Ruhestand gönnen. Nachkommen gibt es keine von Mäx, und so wird die einmalige Spürnase nicht weitervererbt.

Die heimischen Kiefern kommen mit dem Klimawandel nicht mehr zurecht: zu wenig Regen und dafür zu viel Dürre und Hitze.
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