Papiermangel – ihn spüren nicht nur Zeitungsverlage oder Buchdruckereien, sondern auch die bayerischen Bäcker. Die Papiertüten zum Verpacken ihrer Waren sind inzwischen ein kostbares Gut. Die Bayerische Bäckerinnung bestätigt: Die Papierpreise steigen und steigen. Hinzu kommen massive Lieferschwierigkeiten, denn der Bedarf ist groß: Allein in Miesbach gehen täglich rund 12.000 Papiertüten über die Bäckertresen, so Schätzungen.
250.000 kg Papier für Tüten - allein im Landkreis Miesbach
Im gesamten Landkreis Miesbach braucht es im Jahr rund 250.000 Kilogramm Papier – nur für Bäckertüten. Das sorgt nicht nur für Müll, sondern auch für Kosten. Die Miesbacher Bäckerei von Florian Perkmann gibt im Jahr 20.000 Euro für Verpackungsmaterial aus – für Papiertüten, To-Go-Becher und Pappdeckel. "Wir bestellen immer 50.000 Stück von einer Tütengröße", erklärt Bäcker Perkmann. Fünf verschiedene Tütengrößen gebe es im Laden. "Da kommen schon einige Paletten Verpackungsmaterial zusammen."
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Fast die Hälfte der Kunden bringt den eigenen Stoffbeutel mit
Doch in Miesbach kommen auch immer mehr Kunden zum Bäcker, die einen bunten Stoffbeutel mit dabei haben, den "Miesbacher Brezenbeutel". Bis zu 40 Prozent der Kunden hätten mittlerweile einen eigenen Beutel dabei, bestätigt eine Verkäuferin in der Bäckerei. Der Miesbacher-Brezenbeutel – ein Stoffbeutel aus Baumwolle oder Leinen. Die Miesbacher haben vor fünf Jahren damit begonnen und den Nerv der Zeit getroffen.
Ehrenamtlich genäht - bislang rund 3.000 Brezenbeutel
Die Brezenbeutel werden in der Wirkstätte Oberland gefertigt, Näherinnen nähen ehrenamtlich. Bis heute rund 3.000 Stück, sagt Mitinitiatorin Angie Hacklinger. Der Brezenbeutel ersetzt die Papiertüte – und spart damit – auf die Menge gesehen – jede Menge Ressourcen. Papierherstellung sei extrem energieintensiv, die Bilanz von Papiertüten sei schlecht, erklärt Hacklinger.
Papierindustrie ist drittgrößter Energieschlucker
Nur sei das dem Verbraucher kaum bewusst. "Die Papierindustrie ist der drittgrößte Energieverbraucher nach Metall und Chemie. Dazu kommt, dass das Holz von irgendwo herkommt, dass ganz viel Wasser verbraucht wird, dass CO2-Emmissionen anfallen und so weiter." Es gehe der Initiative Wirkstatt darum pragmatisch und nachhaltig zu handeln, so die Mitinitiatorin. Nächste Projekte sind bereits in Arbeit, zum Beispiel ein vegetarischer Burger.
Recyclebarer Beutel plus Erinnerungsaufkleber
Von der Wirkstätte Oberland gibt es zum Stoffbeutel für den Bäckereibesuch auch dazugehörige Aufkleber für die Haustüre daheim, damit der Brezenbeutel nicht zu Hause vergessen wird. Schließlich müsse man ja erst einmal dran denken, den eigenen Kaffeebecher oder Brezenbeutel auch tatsächlich dabei zu haben, wenn man ihn braucht, so Angie Hacklinger.
Bäckermeister Florian Perkmann unterstützt die Initiative. Er freut sich über jeden Kunden, der mit der Stofftasche bei ihm einkauft. "Impulskäufe verstehe ich natürlich", räumt Perkmann ein. Dann sei die Papiertüte auch in Ordnung. Aber wer gezielt zum Bäcker gehe, der könne auch seinen eigenen Brezenbeutel mitbringen.
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