Die beiden ehrenamtlichen Geschäftsführerinnen im Laden mit dem letzten Sortiment.
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Die beiden ehrenamtlichen Geschäftsführerinnen im Laden mit dem letzten Sortiment.

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Aus für Gemeinschaftsprojekt: Uffenheimer Altstadtmarkt schließt

Fast zehn Jahre lang hat es in dem Laden, den Uffenheimer selbst gegründet hatten, alles gegeben, was man zum Leben braucht. Doch nun muss der Altstadtmarkt schließen, denn die Energiekrise und die Inflation sorgen für rote Zahlen.

Nur noch wenige Male wird Kundin Roswitha Herbst ihren Einkaufswagen zur Kasse im Uffenheimer Altstadtmarkt schieben. Nach fast zehn Jahren muss der Laden schließen. Schuld sind die gestiegenen Kosten für Energie, hinzu kommt die sinkende Kaufkraft der Kundschaft. "Für mich hatte der Laden eine große Bedeutung, weil ich eigentlich fast meinen gesamten Einkauf hier erledigt habe", so Roswitha Herbst. "Und das tut mir sehr leid, dass der jetzt wegfällt." Wie ihr geht es einigen Kundinnen und Kunden aus Uffenheim, die Stammgäste in dem Geschäft mitten in der Uffenheimer Innenstadt waren.

Mehr Kosten, weniger Umsatz

Den Altstadtmarkt zum Jahresende hin schließen – ein Schritt, der auch für die Geschäftsführerinnen des Ladens nicht leicht ist. Im Herbst haben sie gemeinsam entschieden, dass der Laden auf lange Sicht keine Chance mehr hat, erzählt Steffi Geuder-Horn. Bei zwölf Prozent Kostensteigerung war der Umsatz im Laden zuletzt zwischen zehn und zwölf Prozent zurückgegangen – trotz zwei guter Corona-Jahre. "Wir haben alles versucht, aber zu guter Letzt mussten wir dann einfach sagen: 'Nein!' Mit schwerem und weinendem Herz." Denn ein kleines unabhängiges Geschäft habe nicht die Rücklagen wie eine große Supermarktkette.

Uffenheimer gründeten Laden aus Not heraus

Die Idee zum Altstadtladen kam vor fast zehn Jahren auf, als die drei Schlecker-Filialen im Ort schließen mussten. Um weiterhin einen Drogeriemarkt zu haben, gründeten drei ehrenamtliche Geschäftsführerinnen kurzerhand eine Gesellschaft. Daran beteiligten sich rund 200 Bürgerinnen und Bürger. So kamen 80.000 Euro als Startkapital zusammen und der Altstadtmarkt wurde eröffnet. Im Laufe der Jahre wurde die Auswahl im Laden immer größer: Neben Tierfutter und Konserven, konnte die Kundschaft hier auch in einer Unverpackt-Abteilung und einer fairen Ecke einkaufen. Außerdem wurden etliche Produkte von Regionalvermarktern aus der Region angeboten – von Eiern und Gemüse bis hin zu Frankenwein.

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Der Altstadtmarkt in Uffenheim muss schließen. Durch Inflation und Energiekrise rechnet sich der Laden nicht mehr.

Problem für regionale Vermarkter

Die Landwirte aus der Region wird die Schließung des Altstadtmarktes nun besonders treffen, sagt Erika Herbst, die ebenfalls zum Führungsteam des Ladens gehört. Für sie falle der Altstadtmarkt als Abnehmer und damit als Verkaufsfläche nun weg. Viele von ihnen reagierten gegenüber Erika Herbst traurig und auch wütend. "Oft sind sie auch nicht groß genug, um an Edeka oder andere Märke zu liefern", sagt sie. "Das ist sehr schwierig, das reißt da auch wieder ein Loch in die regionale Vermarktung."

Ladensterben: Dieses Ende nur der Anfang?

Erika Herbst befürchtet, dass das Aus vom Altstadtmarkt in Uffenheim nur der Beginn für das Sterben weiterer regionaler Lebensmittelgeschäfte ist. Die Preise sind in den kleinen Märkten etwas höher und das Sparen der Bürgerinnen und Bürger werde anhalten. Sie fürchtet einen "Dominoeffekt" und geht davon aus, dass man bald nur noch das überregional bestimmte Sortiment in großen Supermärkten kaufen kann.

Auch Unverpackt-Läden in der Region kämpfen oder haben schon schließen müssen und andere kleinen Regionalmärkten würden ebenfalls die Inflation und Energiekrise bemerken. Das ist für Erika Herbst eine "gang ganz schlechte Tendenz". Trotz der Schließung in wenigen Tagen glauben die Betreiberinnen an ihr Konzept und hoffen für die regionalen Märkte auf wirtschaftlich und politisch bessere Zeiten.

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