Ludwig Faust auf dem Bahnhof von Seubersdorf.
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Ludwig Faust am 6. November 2021 auf dem Bahnhof von Seubersdorf. Das Foto entstand kurz nachdem der Angreifer überwältigt war.

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Augenzeuge der ICE-Messerattacke wünscht sich Verurteilung

Im Prozess um einen möglicherweise islamistisch motivierten Messerangriff in einem ICE von Regensburg nach Nürnberg fällt heute das Urteil. Ein Augenzeuge von damals erinnert sich - und würde es begrüßen, wenn der mutmaßliche Täter bestraft wird.

War es die Terrortat eines radikalen Islamisten? Oder war es der Angriff eines psychisch Kranken? Am Freitagvormittag soll am Oberlandesgericht München das Urteil fallen im Prozess um den Messerangriff in einem ICE in der Oberpfalz mit drei Schwerverletzten vor gut einem Jahr.

"Das ist ein gefährlicher Mensch"

Der Regensburger Journalist Ludwig Faust hat die Attacke im ICE damals miterlebt. Auch wenn er heute sagt, dass er das Erlebnis gut verarbeitet hat: Eine Verurteilung des mutmaßlichen Täters würde er begrüßen - unabhängig vom Motiv des heute 28 Jahre alten Angeklagten. "Ich habe den Prozess verfolgt. Und ich finde es in Ordnung, wenn der Mann verurteilt wird. Das ist ein gefährlicher Mensch, der unter Umständen wieder so etwas plant. Das Heimtückische ist ja: So etwas passiert aus dem heiteren Himmel."

Psychisch krank oder Terrorist?

Die Verteidigung geht davon aus, dass ihr Mandant psychisch krank und deswegen schuldunfähig ist. Die Bundesanwaltschaft dagegen hält den 28-Jährigen für einen Simulanten, der in Wirklichkeit aus radikal islamistischen Motiven gehandelt hat. Sie hat eine lebenslange Gefängnisstrafe beantragt.

Der 28-Jährige war im November vor einem Jahr in einem ICE auf der Fahrt von Regensburg nach Nürnberg ohne Vorwarnung mit einem Messer auf mehrere Mitreisende losgegangen. Drei Männer wurden dabei lebensgefährlich verletzt. Ludwig Faust saß im selben Zug, wenige Abteile vom Tatort entfernt.

Das Motiv des mutmaßlichen Messerstechers spielt für Augenzeuge Faust nur eine untergeordnete Rolle: "Für mich ist das wurscht, ob das ein Terrorist ist oder ein Geisteskranker. Der hat aus dem heiteren Himmel Menschen angegriffen und schwer verletzt. Der Hintergrund spielt natürlich eine Rolle, rein ideologisch. Aber von der Tat als solcher unterscheidet sich das nicht."

Absoluten Schutz gibt es nicht

Der Messerangriff auf die Mitreisenden sei ein einschneidendes Erlebnis gewesen, sagt Faust heute. Vor allem habe ihm die Tat bewusst gemacht, dass es letztendlich keinen absoluten Schutz gibt: "Ich bin Realist genug, um zu wissen, dass man so etwas im Grunde nicht im Griff hat. Das kann Dir immer passieren, dagegen kannst Du nichts tun", sagt Faust.

Messerattacke im ICE

Am 6. November 2021 hatte ein damals 27-Jähriger im ICE zwischen Regensburg und Nürnberg ein Messer mit acht Zentimeter langer Klinge gezückt und scheinbar wahllos auf Passagiere eingestochen, vier von ihnen wurden schwer verletzt. Nach der Attacke hatte er sich widerstandslos festnehmen lassen.

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