Die jahrelange Angst des evangelischen Dekanats Hof vor der Abschiebung eines ehrenamtlichen Kirchenvorstandsmitglieds nach Afghanistan hat ein Ende. Der 30-jährige Naser R. wurde nach langem Bemühen als Flüchtling anerkannt. Das teilte Elisabeth Frisch, ehrenamtliche Dekanatsbeauftragte für Geflüchtete, im Gemeindebrief der evangelischen Kirche in Hof mit.
Wegen Religionswechsel: drohende Todesstrafe in Afghanistan
Der Fall hatte 2020 deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt. Naser R., der im Iran aufgewachsen ist, sollte damals nach Afghanistan abgeschoben werden, wo er nie gelebt hatte und nur sein Vater geboren ist. Deshalb fürchteten der damalige Hofer Dekan Günter Saalfrank, die Flüchtlingsbeauftragte Elisabeth Frisch und auch die Hilfsorganisation "Matteo" um das Leben des Mannes. Denn er war 2016 in der St. Michaeliskirche in Hof evangelisch getauft worden. Moslems droht bei Religionswechsel die Todesstrafe. Trotzdem war sein Asylantrag abgelehnt worden.
Corona verhinderte Ausreise nach Indien oder Pakistan
Nach der Berichterstattung im Herbst 2020, unter anderem im BR und im ARD-Morgenmagazin, äußerte sich auch Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zu dem Fall und stoppte die Abschiebung. Allerdings unter einer Auflage: Der Iraner sollte freiwillig ausreisen und bei der deutschen Botschaft in Pakistan oder Indien ein Visum für Deutschland beantragen. "Wir haben uns bemüht, aber aufgrund von Corona war eine Einreise nach Indien oder Pakistan nicht möglich gewesen", so Elisabeth Frisch auf BR-Anfrage.
Naser R. ist ein Beispiel für gelungene Integration
Vor einigen Monaten habe der Anwalt des Geflüchteten einen sogenannten Wiederaufgreifensantrag gestellt, und zwar mit Erfolg. Nun haben die Behörden offiziell den Flüchtlingsstatus von Naser R. anerkannt. "Wir sind sehr glücklich, dass damit die Abschiebung endgültig vom Tisch ist und Naser nun seinen Weg gehen kann", atmet Flüchtlingsbeauftragte Frisch auf. Naser R. komme schon seit längerem für seinen eigenen Lebensunterhalt auf, er arbeite in einer Elektrofirma, habe den Führerschein gemacht und engagiere sich weiter in der evangelischen Kirche.
Auch der inzwischen pensionierte Hofer Dekan Günter Saalfrank freut sich und betont: "Das Medienecho bei der drohenden Abschiebung war hilfreich und hat aus meiner Sicht dazu geführt, dass die Behörden sensibler wurden."
- Zum Artikel: Neuer Dekan in Hof: Ernennung ist ein Novum
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