Eon schleißt eine Laufzeitverlängerung für Isar 2 aus
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Das Atomkraftwerk Isar 2

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Eon schließt Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerk Isar 2 aus

Eine längere Laufzeit von Isar 2 ist für den Betreiber Eon keine Option: Der Chef des Energiekonzerns hat der Forderung von Ministerpräsident Söder eine klare Absage erteilt. Staatskanzleichef Herrmann ist trotzdem weiter für längere AKW-Laufzeiten.

Die Forderung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach einer Laufzeitverlängerung für das Atomkraftwerk Isar 2 findet beim Betreiberkonzern Eon kein Gehör. Der Konzern mit Sitz in Essen will den Reaktor bei Landshut termingerecht abschalten.

Eon-Chef sieht keine Zukunft für Atomkraft

"Atomkraft hat in Deutschland keine Zukunft, Punkt": So unmissverständlich formulierte es Eon-Chef Leo Birnbaum im Gespräch mit der "Financial Times". Es werde keine neue Wende bei der Gesetzgebung und der Meinung zur Atomkraft geben. Auch wenn es technisch möglich wäre, Isar 2 bei Landshut über das Jahresende hinaus zu betreiben, akzeptiere Eon bereitwillig die Entscheidung der Bundesregierung, auf diese Laufzeitverlängerung zu verzichten.

"Die Abwägung war, dass wir einen Erdgas-Notstand haben – und die kleine Erleichterung, die wir auf der Stromseite bekämen, die Lage nicht wirklich verändern würde", sagte der Eon-Chef der Zeitung. Man habe eine wirklich seriöse Diskussion mit der Bundesregierung geführt, die habe eine Entscheidung getroffen - und damit sei das Thema für Eon beendet.

Bayerische Staatsregierung will vorübergehende Weiternutzung

Die Forderungen der bayerischen Staatsregierung nach einer Laufzeitverlängerung für Isar 2 bei Landshut laufen damit ins Leere. Bayerns Energieminister Hubert Aiwanger (FW) hatte drei Monate Verlängerung für die Atomkraft gefordert, Ministerpräsident Söder sogar drei bis fünf Jahre. Zuletzt sprach sich Söder dafür aus, insgesamt fünf Atomkraftwerke jeweils fünf Jahre länger am Netz zu lassen. Damit müssten zwei bereits heruntergefahrene Anlagen reaktiviert werden - welche das sein sollen, teilte ein CSU-Sprecher auf BR24-Nachfrage vergangene Woche nicht mit.

  • Zum Artikel: Atomkraft, Fracking & Co - Söders Kurswechsel in Sachen Energie

Anfang April hatte eine Sprecherin der Eon-Tochter Preussen Elektra, welche die Aktivitäten von Eon im Bereich der Atomkraft betreibt, noch angekündigt, das Unternehmen würde "alle Anstrengungen unternehmen", um das für Isar 2 erforderliche Personal aus dem ganzen Konzern zusammenzuziehen, falls die Politik das wünsche.

Herrmann: Unternehmen fügt sich der Ampel-Entscheidung

Trotz der Eon-Absage für eine Verlängerung von Isar 2 drängt Bayerns Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) weiter darauf, das bayerische Atomkraftwerk und die beiden weiteren noch aktiven Kernkraftwerke in Deutschland einige Jahre länger laufen zu lassen. Auf BR24-Anfrage sagte Herrmann: Auch der Betreiber von Isar 2 habe klargestellt, dass ein längerer Betrieb definitiv möglich wäre – "das Unternehmen fügt sich aber offenbar der politischen Entscheidung der Ampel."

Diese Entscheidung sei aber falsch. "Eine längere Laufzeit für das Atomkraftwerk Isar 2 ist aus Sicht der Staatsregierung nach wie vor sinnvoll und wünschenswert", betonte Herrmann. "Wir reden hier von Strom für Millionen Haushalte." Erneut appellierte der CSU-Politiker an SPD, Grüne und FDP: "Die Bundesregierung sollte eine Verlängerung der Atom-Laufzeiten seriös und ergebnisoffen prüfen, statt pauschal Absagen zu erteilen."

Glauber: Erneuerbare Energien ausbauen

Der bayerische Umweltminister äußert sich dagegen deutlich zurückhaltender. "Die Entscheidung über eine Laufzeitverlängerung trifft der Bund", teilte Thorsten Glauber (Freie Wähler) auf BR24-Anfrage mit. Entscheidend sei jetzt, mit ganzer Kraft den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzubringen. „Das Umweltministerium unterstützt die Forderung, dazu die entsprechenden Verfahren massiv zu beschleunigen.“ Glauber betonte weiter: "Je mehr Energie vor Ort selbst erzeugt wird, desto weniger Rohstoffe müssen nach Deutschland importiert werden."

Von Brunn: "Söder produziert leider nur Schlagzeilen"

Für Bayerns SPD-Landeschef Florian von Brunn ist durch die aktuelle Eon-Wortmeldung dagegen endgültig klar, dass die jüngsten Forderungen von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach längeren AKW-Laufzeiten falsch waren. "Herr Söder produziert leider nur Schlagzeilen", teilte von Brunn mit. "Wir brauchen aber Mut und Entschlossenheit, die Energiewende in Bayern jetzt mit Volldampf durchzuziehen." Als Beispiele nannte er den "massiven Ausbau der Geothermie für die Wärmeversorgung, die Förderung von Wärmespeichern und Fernwärmenetzen".

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