Die unerlaubten Einreisen von Flüchtlingen an den bayerischen Grenzen haben sich seit Juni nahezu verdoppelt. Das zeigen Zahlen der Bundespolizei. Im Gegensatz zur Flüchtlingswelle 2015/2016 sind darunter vermehrt auch türkische Staatsangehörige, so ein Sprecher der Bundespolizei in Waidhaus. Das bestätigt auch die Bayerische Grenzpolizei.
Türken fürchten Justizwillkür
Seit Juli wurden knapp 260 türkische Staatsbürger allein von der Grenzpolizei in ganz Bayern aufgegriffen, im Vorjahreszeitraum waren es nicht mal halb so viele (102 im zweiten Halbjahr 2021).
Gründe für die Fluchtbewegung aus der Türkei sind laut Deutscher Welle sowohl die politische als auch die wirtschaftliche Lage. Beide verschlechtern sich demnach rapide. Unter anderem wegen eines Gesetzes, das für die Verbreitung "falscher" oder "irreführender" Informationen Haftstrafen vorsieht und damit aus Sicht von Kritikern die Meinungs- und Pressefreiheit aushebelt. Die Entscheidung, was falsch ist, treffen regierungsnahe Staatsanwälte. Hinzu kommt eine galoppierende Inflation in der Türkei.
Anstieg der Flüchtlingszahlen
Über die tschechische Grenze bei Waidhaus im Landkreis Neustadt an der Waldnaab kommen seit August auch wieder viele Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan oder auch dem Irak. In den vergangenen Tagen seien die Aufgriffe von Flüchtlingen etwas rückläufig, so ein Sprecher der Bundespolizei in Waidhaus.
Doch die Zahlen der Bundespolizeidirektion München zeigen insgesamt einen sehr deutlichen Anstieg der Flüchtlingszahlen. Im Jahr 2021 seien demnach 15.700 Menschen an allen bayerischen Grenzen illegal eingereist, heuer sind es bereits 27.260 (Stand 6. Dezember). In den Monaten seit Juni ist in der Statistik eine Verdopplung der Zahlen zu lesen.
- Zum Nachlesen: Grenzkontrollen: Zahl der illegalen Einreisen steigt
Grenzübergang bei Waidhaus Nebenarm der Balkanroute
Dennoch sei man laut Bundespolizei in Waidhaus noch nicht auf dem Niveau der Flüchtlingswelle von 2015/2016. Die tschechische Grenze bei Waidhaus galt 2015/2016 als Nebenarm der Balkanroute, der nun offenbar neu belebt ist. Die Flüchtlinge kommen sowohl per Lkw, Pkw oder Kleintransporter oder auch zu Fuß illegal über die Grenze. In Waidhaus laufen auch viele Ermittlungsverfahren gegen mutmaßliche Schleuser.
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