Seit vor gut einem Jahr in Langenzenn im Landkreis Fürth die ersten Geflüchteten aus der Ukraine ankamen, ist viel passiert. Vor allem, weil sich Ehrenamtliche zusammengetan haben, die halfen: bei der Wohnungssuche, bei der Spendenvermittlung, im Kids Club, bei der Behördensprechstunde. Auch Helena Salo hilft, wo sie kann. Sie übersetzt, arbeitet im Spendenladen und betreut Kinder. Dabei ist die 40-Jährige selbst eine, die vor dem Krieg geflüchtet ist. Sie hat aber einen Vorteil: Sie spricht Deutsch, weil sie als Au-Pair in Sachsen-Anhalt gearbeitet hat.
Helena Salo hilft auch im Spendenladen "hin und weg" aus. Sie unterhält sich mit einer Frau auf Ukrainisch und erzählt: "Ihr Mann muss heute kämpfen. Und sie hat ihn seit zehn Monaten nicht gesehen. Es ist sehr traurig." Es gibt viele solcher Geschichten, denn es sind hauptsächlich Frauen, die aus der Ukraine geflohen sind. Etwa 70 Prozent der erwachsenen Geflüchteten ist weiblich.
"Langenzenn hilft" ist für alle da
In Langenzenn hat sich nach Kriegsbeginn schnell eine Gruppe von Helfern zusammengetan, doch es gab im vergangenen Jahr auch Misstöne. Die ukrainischen Geflüchteten würden besser behandelt als andere, lautete ein Vorwurf, oder: Wer hilft eigentlich den armen deutschen Rentnern? Der örtliche Helferkreis nahm den Kritikern schon früh den Wind aus den Segeln und gründete einfach einen Verein mit dem Namen "Langenzenn hilft". Der Verein ist für alle da, die Hilfe brauchen. Und jeder kann und darf sich engagieren.
"Ich finde es schade, dass man diese Bedürftigkeiten gegeneinander aufwiegt. Man kann den Ukrainern und genauso auch den Syrern helfen. Ich denke mir immer, wenn jemand sagt: 'Warum helft ihr nur denen?', dann kann derjenige ja mit anpacken und den Menschen helfen, denen er helfen möchte." Lena Goos, Vorsitzende des Vereins 'Langenzenn hilft'.
Helfer und Hilfsangebote finden sich in ganz Franken. In Nürnberg gibt es zum Beispiel eine Beratungsstelle für Ukrainer im Haus der Heimat in Nürnberg-Langwasser, eine Anlaufstelle für Vertriebenenverbände und Zuwanderer aus Osteuropa. Die Beratung wird vom Bayerischen Sozialministerium finanziert und wurde noch einmal um ein Jahr verlängert. Drei Frauen teilen sich hier zwei Vollzeitstellen. Sie helfen den Geflüchteten bei Anträgen: Krankenkasse, Kindergeld, auch die Möglichkeiten zum Deutschlernen werden besprochen.
Russland-Ukraine-Krieg dauert an
Julia Stebas Terminkalender ist drei, vier Wochen im Voraus voll. Anfangs ging es bei ihr in der Beratung um Anträge beim Sozialamt oder Jobcenter. Nun, da der Krieg andauert, wollen viele wissen, was man tun muss, damit der erlernte Beruf anerkannt wird.
Denn nach dem Angriff Russlands dachten lange Zeit viele, sie könnten bald in die Ukraine zurückkehren. Nun würden sie sehen: "Es ist nicht vorbei und deshalb verändert sich langsam das Denken: Ja, dann muss ich doch versuchen, hier klarzukommen." Aus der Wartestellung wird für viele Geflüchtete nun ein Ankommen in Deutschland.
Eine ausführliche Reportage über das Thema hören Sie im Bayerischen Rundfunk auf Bayern 2 in der Reihe Nahaufnahme: Am Freitag, 17.02. um 15.30 Uhr.
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