Was tun, wenn der eigene Körper sich plötzlich verändert? Was tun, wenn Jungs einen anfassen, obwohl man das nicht will? Was tun, wenn die erste Blutung kommt? Solche und andere Fragen haben junge Mädchen, wenn sie in die Pubertät kommen. Aber wen können sie dazu fragen? Die Mutter, eine Freundin oder doch mal ins Internet schauen? Um Mädchen eine fundierte Beratung zu Themen rund um den eigenen Körper und die Pubertät anzubieten, hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung im Oktober 2024 die "Mädchensprechstunde M1" ins Leben gerufen.
Fragen zu sich und dem eigenen Körper stellen
Die "Mädchensprechstunde M1" ist ein Versorgungsangebot für Mädchen und junge Frauen zwischen 12 und 17 Jahren, die lediglich bei einer der teilnehmenden Betriebskrankenkassen versichert sein müssen. Sie soll jungen Frauen die Möglichkeit bieten, eine gynäkologische Praxis angstfrei von innen zu sehen und Fragen zu sich und dem eigenen Körper zu stellen. Zum Angebot der Mädchensprechstunde gehört unter anderem, den Impfstatus zu überprüfen und über sexuell übertragbare Krankheiten aufzuklären. Auch eine erste körperliche Untersuchung ist möglich, aber nur, wenn die Mädchen das von sich aus ansprechen.
Ins Leben gerufen hat dieses Beratungsangebot Dr. Marianne Röbl-Mathieu. Sie ist seit über 20 Jahren Gynäkologin und hat eine Praxis in München Schwabing. Fast 20 Jahre hat sie für diese Mädchensprechstunde gekämpft. Denn viele junge Frauen sind ihrer Ansicht nach nicht ausreichend informiert.
Junge Menschen sagen, sie haben Informationsbedarf
Seit Oktober 2024 können junge Frauen diese Begleitung bekommen. Und der Bedarf ist da. Die Statistik sagt: 8 von 10 Jugendlichen halten sich für sexuell aufgeklärt, aber dennoch klagen 75 Prozent der jungen Menschen, sie hätten Informationsbedarf zu einzelnen Themen, besonders zur Verhütung, so Daten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Auch Essstörungen könnten so möglicherweise schon im Vorfeld verhindert werden. Denn das Internet bietet den jungen Frauen meist nur perfekte, unrealistische Bilder und Internet-Schönheiten. Doch die Versuchung, sich über Social Media zu informieren, sei groß, aber nicht sinnvoll, sagt Marianne Röbl-Mathieu. "Mädchen sind natürlich gerne auch mal auf Internetseiten von Influencerinnen unterwegs, die ja eigentlich ihre eigene persönliche Erfahrungswelt in den Vordergrund stellen."
Es wird nur geredet und nicht untersucht
Einen Beratung-Termin kann man einfach über eine Gynäkologie-Praxis machen, die das Programm unterstützen. Um Ängste gar nicht erst aufkommen zu lassen, werden die Mädchen in der Sprechstunde nicht untersucht. Es wird nur geredet und informiert. Und wenn man sich nicht allein hintraut, dann können die jungen Frauen auch Verstärkung mitbringen, also eine Freundin oder ihre Mutter.
Bereits über 700 junge Frauen, haben die Mädchensprechstunde bundesweit schon in Anspruch genommen. Ein entsprechendes Angebot für junge Männer ist aber noch Zukunftsmusik.
Im Video: "Mädchensprechstunde" für junge Frauen
Im Video: "Mädchensprechstunde" für junge Frauen
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