Vorwürfe der Geldwäsche und Steuerhinterziehung: Ermittler hatten im Herbst mehrere Anwesen durchsucht, die dem russisch-usbekischen Oligarchen Alischer Usmanow zugerechnet werden. In einer Villa am Tegernsee beschlagnahmte die Polizei zahlreiche wertvolle Gegenstände, darunter Gemälde, eine große Weinsammlung - und vier Fabergé-Eier. Bei diesen handelt es sich aber nicht um Originale, wie sich nun herausstellt.
Wie Oberstaatsanwältin Andrea Grape von der Staatsanwaltschaft München II dem BR bestätigte, schätzt ein Gutachten den Wert "deutlich geringer" ein, entgegen der ersten und vorläufigen gutachterlichen Einschätzung. Weitere Details nannte Grape nicht, sie verwies auf die laufenden Ermittlungen. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung handelt es sich um industriell gefertigte, vergoldete Nachbildungen. Der Wert je Ei liege bei 1.000 Euro.
Nach der Razzia im September hatten die Ermittler erklärt, dass man davon ausgehe, dass es sich um Originale handele, wenngleich die Echtheit noch endgültig geklärt werden müsse. Ein Sprecher des Oligarchen hatte damals schon betont, dass die beschlagnahmten Eier keine Originale seien, sondern Souvenirs, die aus künstlichen Edelsteinen hergestellt worden seien - gekauft in München als Geschenke für Freunde und Verwandte in Usbekistan, wie es hieß.
Ermittlungen gegen Usmanow
Der Wert der anderen Funde steht noch nicht fest. Usmanow steht seit dem 28. Februar 2022 auf der Sanktionsliste der EU und war demnach verpflichtet, alle Vermögenswerte in Deutschland anzugeben. Dies soll er nicht getan haben, so der Vorwurf der Justiz. Es liege womöglich ein Verstoß gegen die Anzeigepflicht beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle vor, hieß es.
Zudem laufen Ermittlungen wegen des Verdachts der Geldwäsche und der Steuerhinterziehung. Usmanow wehrt sich gegen die Vorwürfe. Er gilt als einer der reichsten Russen der Welt und – trotz mehrerer Dementis – als Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Zu Reichtum kam der gebürtige Usbeke zunächst durch Plastiktüten und Zigaretten, später stieg er unter anderem in die Metallindustrie und Telekommunikation ein und investierte in Medien.
Ein originales Fabergé-Ei aus einer Privatsammlung des russischen Oligarchen Viktor Wekselberg in Sankt Petersburg.
Ein echtes Fabergé-Ei ist Millionen wert
Fabergé-Eier sind schmuckvolle Ostereier, die zwischen 1885 und 1917 in der Werkstatt von Peter Carl Fabergé in Sankt Petersburg angefertigt wurden. Sie sind aufwendig verziert und häufig mit Diamanten besetzt. Damals wie heute sind die Fabergé-Eier ein Inbegriff höchster Goldschmiedekunst und ein Symbol für Luxus. 2007 wurde ein Exemplar für 12,5 Millionen Euro im Londoner Auktionshaus Christie's versteigert.
Video: Oligarch Usmanow im Visier der Ermittler (1.10.22)

Oligarch Alischer Usmanow im Visier der Ermittler
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