Heinrich Bedford-Strohm war als Landesbischof und zeitweise EKD-Ratsvorsitzender in den vergangenen zehn Jahren beinahe omnipräsent: medial versiert, ökumenisch weltweit vernetzt. Wenn er nun nach zwölf Jahren im Amt turnusgemäß aufhört, hinterlässt er für seine Nachfolgerin oder seinen Nachfolger große Fußstapfen. Am Dienstag haben sich im Münchner Presseclub die vier Kandidaten für das Amt des bayerischen Landesbischofs offiziell vorgestellt.
In Bayern könnte erstmals eine Frau Landesbischöfin werden
Die Wahrscheinlichkeit, dass Bayern zum ersten Mal eine Landesbischöfin bekommt, stehen gar nicht so schlecht. Immerhin sind zwei der vier Kandidierenden Frauen. Wenn das evangelische Kirchenparlament, die bayerische Landessynode, am 27. März die Nachfolge von Heinrich Bedford-Strohm bestimmt, ist das eine der wichtigsten Fragen. Die vier Kandidaten wurden von einem Wahlausschuss aus 26 eingereichten Vorschlägen fürs höchste Amt der bayerischen Protestanten paritätisch ausgewählt: zwei Frauen, zwei Männer.
Gabriele Hoerschelmann ist international gut vernetzt
Gabriele Hoerschelmann hat über ein Jahrzehnt in Hongkong Pfarrer ausgebildet und leitet jetzt gemeinsam mit ihrem Mann die "Mission Eine Welt" in Neuendettelsau. Sie würde so eine Art Auswärtiges Amt der Kirche leiten, sagte Hörschelmann. Immerhin hat sie genügend Leitungserfahrung und ist international gut vernetzt.
"Ich bin zuversichtlich, dass sich die Kirche entgegen allem Insolvenzgerede immer weiter entwickeln wird. Wann immer ich im Ausland unterwegs bin, bei unseren Partnerkirchen, dann merke ich, dass ich sehr stolz bin auf unsere Kirche. Es ist nämlich eine sehr starke Kirche, sie hat hochengagierte Menschen. Als Bischöfin möchte ich für diese Menschen da sein und ich stehe für eine weltoffene Kirche, die Zuversicht ausstrahlt", sagte Gabriele Hoerschelmann bei ihrer Vorstellung. Die 54-Jährige würde auf jeden Fall den Blick auf die Weltkirche mit ins Amt nehmen.
Nina Lubomierski steht für die Kirche am Rand
Neben ihr steht die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski zur Wahl. Sie wurde unter anderem mit ihrer Pop-Up-Kirche in Landshut bekannt, mit Ansprech-Bar, also mit einer Laden-Kirche mitten in der Stadt. Lubomierski ist unter den Kandidaten die jüngste, 47 Jahre alt und sagt, sie stehe für Vielfalt und Aufbruch.
"Die evangelische Kirche ist in Niederbayern nicht mitten im Dorf, sondern irgendwo am Rand, im Wohngebiet. Das ist das Besondere der evangelischen Kirche in Bayern. Die Vielfalt in der Einheit. Das wird die Herausforderung der Zukunft sein, in einer kleiner werdenden Kirche die Vielfalt in der Einheit zu bewahren und trotzdem immer wieder neue Wege zu gehen", sagt Nina Lubomierski.
Klaus Schlicker will für die Basis ein Ermutiger sein
Vielleicht wird Ende März die Landessynode aber auch wieder einen Mann an die Spitze der insgesamt 2,2 Millionen Protestanten in Bayern wählen. Zur Wahl stehen der Regionalbischof von München und Oberbayern, Christian Kopp, und der Windsbacher Dekan Klaus Schlicker.
Der 56 Jahre alte Schlicker will nach innen, vor allem für die eigenen Leute, ein Ermutiger sein, wie er im Münchner Presseclub sagt. "Diese Freude am Glauben möchte ich gerne stärken, gerade an der Basis. Die Basis ist mir unendlich wichtig, die Gemeinden, die Menschen, die vielleicht auch eine gewisse Distanz zu Kirche entwickelt haben, das wieder ein bisschen zurückzuführen und zu sagen: Wir an der Basis sind Kirche, wir gehören dazu, das ist ein Schwerpunkt, den ich mir vorgenommen habe", sagt Schlicker.
Christian Kopp: der Mann fürs Großstadtmilieu
Während Schlicker aus Franken kommt, sich als Landpfarrer mit viel Tradition versteht, ist Christian Kopp, Regionalbischof von München und Oberbayern, ein Mann fürs Großstadtmilieu, in dem nichts mehr selbstverständlich ist, schon gar nicht der christliche Glaube. Kopp sagt, er stehe für eine suchende Kirche: "Wir müssen jetzt viel ausprobieren, alte Wege verlassen und Neues ausprobieren. Mir ist wichtig, dass die, die in der Kirche arbeiten, das gerne tun. Ich arbeite mit vielen anderen zusammen für eine spirituelle und eine suchende Kirche. Wir möchten in den Menschen eine Ahnung für das Geheimnis des Lebens wecken", so Kopp.
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