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Kerzen, Blumen und eine handgeschriebene Botschaft erinnern an die Opfer.

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Messerangreifer von Grafing ist sich seiner Tat bewusst

Messerangreifer von Grafing ist sich seiner Tat bewusst

Vor gut einem Jahr werden am Bahnhof Grafing drei Männer schwer verletzt, ein 56-Jähriger stirbt. Der Angreifer, ein damals 27-Jähriger aus Hessen, steht seit heute in München vor Gericht. Er spricht überraschend klar. Von Julia Binder

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Morgen am .

Der 28-Jährige ist ein großer kräftiger junger Mann. Er wirkt körperlich fit, spricht mit ruhiger Stimme und sehr gefasst. Momentan sei er gut eingestellt mit Medikamenten, berichtet er. Seit der Tat in Grafing ist er im Isar-Amperklinikum untergebracht. Auf die Fragen des Vorsitzenden Richters zu seinem Lebenslauf, seiner manischen Depression oder diversen Selbstmordversuchen antwortet er klar, ausführlich und logisch. 

"Er ist sich absolut bewusst, was er getan hat, und bedauert das zutiefst." Florian Alte, Anwalt des Angeklagten, vor Prozessbeginn

Opfer mit Rollator beim Prozess

Die Frau und der Sohn des Todesopfers sind wie die drei weiteren Opfer der Messerattacke Nebenkläger in diesem Prozess. Einer der Verletzten ist mit dem Rollator in den Gerichtssaal gekommen. Über ein Jahr nach dem Angriff leidet er immer noch unter einer Lähmung in den Beinen. Der Angreifer hatte ihm mit dem Messer in den Rücken, nur knapp neben die Wirbelsäule, gestochen. 

Die Tat

Es ist der 10. Mai 2016 gegen 5 Uhr morgens, als der Angreifer mit einem Messer willkürlich auf Passanten am Bahnhof Grafing losgeht. Zuerst sticht er auf einen Mann in der S-Bahn ein, danach attackiert er einen weiteren am Bahnsteig. Als zwei Radfahrer zu Hilfe eilen, greift er auch diese mit dem Messer an. Ein 56-jähriger Mann aus Wasserburg stirbt kurz nach dem Angriff im Krankenhaus, die drei weiteren Opfer werden schwer verletzt. Danach flüchtet der Angreifer zwar, er kann aber kurze Zeit später festgenommen werden.

Geistig verwirrter Täter

Laut den Ermittlern war Grafing Bahnhof als Tatort rein zufällig gewählt. Obwohl der mutmaßliche Täter laut Zeugenaussagen politisch motivierte Äußerungen gerufen haben soll, gebe es keinerlei Verbindung zu terroristischen Organisationen, heißt es aus Ermittlerkreisen. Vielmehr soll der junge Mann aus Hessen in geistiger Verwirrung gehandelt haben. Er gilt zum Tatzeitpunkt als schuldunfähig.

Vermutlich dauerhaft in Psychiatrie

Noch zwei Tage vor der Tat war er in psychiatrischer Behandlung gewesen. Die Staatsanwaltschaft fordert deshalb, dass der Angreifer dauerhaft in die geschlossene Abteilung einer Nervenklinik eingewiesen wird. Für das sogenannte Sicherungsverfahren am Münchner Landgericht sind insgesamt fünf Verhandlungstage vorgesehen.