Innenaufnahme des Unternehmens Amazon in Graben im Landkreis Augsburg
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200 Streikende bei Amazon am Black Friday

Rund 200 Mitarbeitende von Amazon in Graben im Landkreis Augsburg haben sich heute an dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi aus Anlass des "Black Friday" an einem Streik beteiligt. Verdi fordert einen Tarifvertrag.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Seit der Frühschicht heute Morgen (25.11.) sind die Mitarbeiter des größten bayerischen Amazon-Logistikzentrums in Graben im Landkreis Augsburg von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zum Warnstreik aufgerufen.

Verdi spricht von 200 Streikenden bei Amazon

Anlass ist der heute stattfindenden Black Friday, der mit vielen Rabatt-Angeboten zum Online-Shopping einlädt. Allein in der Frühschicht haben sich dabei laut Thomas Gürlebeck von Verdi rund 200 Mitarbeiter beteiligt. Die Gewerkschaft fordert von Amazon schon seit 2013, sich dem Tarifvertrag für den Einzel- und Versandhandel anzuschließen. Amazon sei ziemlich ausdauernd im Nein-Sagen, so Thomas Gürlebeck. Aber die Gewerkschaft habe den gleichen langen Atem, weil es um die Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten in der Region gehe.

Verdi: "Billige Preise über billige Löhne"

Amazon verbreite das Märchen, es sei ein Logistiker, bewerbe sich aber gleichzeitig selbst als größter Online-Händler im Netz. Andere Konzerne, deren Mitarbeiter ebenfalls Logistik-Tätigkeiten verrichteten, hielten sich dagegen an den Einzelhandels-Tarifvertrag. „Nur Amazon macht billige Preise über billige Löhne“, so Gürlebeck im Interview mit dem BR.

Amazon: "14 Euro pro Stunde sind attraktiv"

Amazon selbst betrachtet das Angebot für seine Mitarbeiter dagegen als attraktiv. Derzeit bekämen die Mitarbeiter des Online-Händlers einen Stundenlohn von 14 Euro und mehr. Allein in diesem Jahr habe es eine Lohnerhöhung um 6,8 Prozent gegeben, so Ernst Schäffler, Standortleiter bei Amazon in Graben, im BR-Interview. Dies sei ein Bereich, der sich sehen lassen könne. „Da brauchen wir keine Externen, das schaffen wir gut allein“, so Schäffler.

Gewerkschaft spricht von hohem Krankenstand

Thomas Gürlebeck von Verdi hält einen Stundenlohn von 14 Euro dagegen für zu wenig. Viele Beschäftigte von Amazon wüssten am Monatsende derzeit nicht mehr, was sie auf den Tisch bringen sollen. Die Krankheitsfälle stiegen außerdem, weil sich die Mitarbeiter den Sprit für die Fahrt zur Arbeit nicht mehr leisten könnten. 14 Euro seien knapp zwei Euro weniger als im Einzelhandelstarifvertrag vorgesehen. Diese zwei Euro „würden den Menschen gerade heute 2022 ziemlich weiterhelfen“, so Gürlebeck.

Streikaktionen am Black Friday bisher erfolglos

Trotz der jedes Jahr wieder stattfindenden Streikaktion am Black Friday hat die Gewerkschaft Verdi bislang wenig erreicht. Ein Grund dafür sei die Angst der Mitarbeiter, so Thomas Gürlebeck. Diese befürchteten Repressalien, wenn sie sich am Streik beteiligten. Für die Kunden dürfte der Streik dagegen keine Auswirkungen haben. Ernst Schäffler, Standortleiter in Graben, geht davon aus, dass die Amazon-Kundenversprechen auch in diesem Jahr erfüllt werden könnten. „Das haben wir die letzten Jahre in der Black Friday Week und Weihnachten gemacht und das werden wir dieses Jahr auch wieder wie gewohnt machen“. Amazon beschäftigt in Graben rund 1.800 Mitarbeiter. In der Vorweihnachtszeit wird diese Zahl noch einmal um ein paar hundert Leute aufgestockt, um den Ansturm zu bewältigen. Laut Thomas Gürlebeck von Verdi soll der Streik am Montag, dem Cyber Monday, fortgesetzt werden.

Amazon will Lieferversprechen einhalten

Der Online-Händler Amazon bleibt am Shoppingtag "Black Friday" derweil gelassen und erwartet einer Mitteilung zufolge keine Auswirkungen auf die Kundinnen und Kunden. Amazon habe bereits zusätzliche Ware an den Standorten eingelagert. Mit den Vorbereitungen auf den "Black Friday" habe Amazon schon vor Monaten begonnen, erklärt Amazon-Sprecher Thorsten Schwindhammer.

Black Friday: Demonstration gegen Amazon in München
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Black Friday: Demonstration gegen Amazon in München

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