Melanie Wirth aus Hof hat ein Start-Up gegründet, mit dem sie nachhaltig produzierte Taschen vertreiben will. Die Idee dazu hatte die 48-Jährige während einer längeren Reise durch Mexiko.
Die Idee vom eigenen "Business-Baby"
Melanie Wirth hat mehr als 20 Jahre in der Textilindustrie gearbeitet und kennt die Branche gut. Sie liebt Mode, versucht aber, vor allem nachhaltige Produkte zu kaufen. Auf einer Reise durch Mexiko im Jahr 2021 entdeckte sie die Plantage zweier Männer, die aus Kakteen eine Art Leder herstellen: Aus den Kaktus-Blättern wird zunächst eine Art Brei angerührt, aus dem dann ein Stoff gefertigt wird, der wie Leder aussieht und sich auch so anfühlt. Schnell war der Hoferin klar: Mit diesem Material möchte sie modische Taschen herstellen, die zwar den Look eines hochwertigen Leders haben, aber zu 100 Prozent aus Pflanzenteilen bestehen.
"Was mir natürlich sehr wichtig ist, dass dieser Stoff vegan ist, dass da ein tolles Material existiert, wofür kein Tier weder leiden oder gar sterben musste. Und es ist auch noch sehr ressourcenschonend." Melanie Wirth, Start-Up-Unternehmerin
Die Blätter des Kaktus werden erst geschnitten, wenn sie reif sind. Nach sechs Monaten sind sie dann auch wieder nachgewachsen. Außerdem seien die Kakteen anspruchslos und müssten nicht gewässert werden, erklärt Melanie Wirth.
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Der Mut, ein Start-Up zu gründen
Melanie Wirth ist von dem nachwachsenden Kunstleder aus Kaktus begeistert. Sie investierte 50.000 Euro aus ihren Ersparnissen und gründete ihr eigenes Label namens "beosh". Das stammt vom lateinischen "beare" ab und bedeutet "glücklich machend". Das gelte nicht nur für Trägerinnen und Träger der Taschen, sondern auch für die Umwelt, meint die Unternehmerin. Denn: Für diese Accessoires muss kein Tier sein Leben lassen.
Aus den Blättern der Kakteen wird ein Brei gefertigt, der später wie Leder aussieht und sich auch so anfühlt. Die Taschen werden in Rehau genäht.
Nachhaltiges Material, regionale Verarbeitung
In Rehau hat Melanie Wirth eine Ledermanufaktur gefunden, die sich bereit erklärt hat, die Taschen aus dem Kaktusstoff zu nähen – alles in reiner Handarbeit. Es gibt verschiedene Modelle und verschiedene Farben. Online seien bereits einige Taschen ausverkauft, andere vorbestellt. Wirths Konzept kommt auch in der Ledermanufaktur gut an. Sie hätten schon immer Dinge auch aus Kunstleder gefertigt, deshalb sei das Kaktus-Leder nichts Ungewöhnliches, sagt der Geschäftsführer von Kalos Rehau, Manuel Hoffmann. Allerdings bestehe herkömmliches Kunstleder zum Großteil aus Plastik. "Da ist so ein Material schon was Neues und was Spezielles", so Hoffmann.
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Nachhaltigkeit und Langlebigkeit
Natürliche Materialien, regionale Verarbeitung und kurze Lieferketten – Melanie Wirth will mit ihren Kaktustaschen beweisen, dass Handtaschen und Reisegepäckstücke ebenso modern wie nachhaltig sein können. Seit November bietet sie ihre Kollektion auch in einigen Pop-Up-Stores in ihrer Region an. Und: Die Nachfrage ist so gut, dass sie ihre Palette vielleicht bald erweitern wird.
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