Im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen einen 24 Jahre alten ehemaligen Altenpfleger auf dem Friedhof in Cham ist eine dritte Leiche exhumiert worden. Bei der Untersuchung der sterblichen Überreste des 89-jährigen Mannes hätte sich aber keine eindeutige Todesursache mehr feststellen lassen, teilte die Staatsanwaltschaft Regensburg mit. Insbesondere, so betont es die Staatsanwaltschaft in einer Pressemitteilung, war das Kehlkopfskelett des Verstorbenen unversehrt.
Hinweise auf eine Gewalteinwirkung habe das Obduktionsergebnis nicht erbracht. Der Tatverdacht gegen den Beschuldigten habe sich somit nicht erhärtet, so die Staatsanwaltschaft.
Dritte Exhumierung während der Ermittlungen
Der 89-Jährige war 2019 in einem Pflegeheim im Raum Cham verstorben, in dem der tatverdächtige Altenpfleger damals gearbeitet und zu der Zeit auch Dienst hatte. Es ist die dritte Exhumierung in diesem Fall und vorläufig auch die letzte geplante, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft Regensburg.
Insgesamt werden 14 Todesfälle aus der Dienstzeit des Altenpflegers genauer untersucht. In insgesamt drei gab es Exhumierungen. In den restlichen elf Fällen wird es keine mehr geben, unter anderem deshalb, weil es hier Feuerbestattungen gab, also kein Leichnam mehr untersucht werden kann. Die Fälle werden aufgrund der Akten und von Zeugenaussagen untersucht, unter anderem über Befragungen beim restlichen Personal des betroffenen Heims.
Ergebnisse der zwei Exhumierungen
Bei der ersten Exhumierung einer 80-jährigen Frau auf dem Friedhof Furth im Wald ergaben sich Hinweise, dass die Frau durch einen Sturz zu Tode gekommen sein könnte. Ob der 24-jährige Altenpfleger den Sturz herbeigeführt hat oder anderweitig Gewalt angewendet hat, ist aber nicht geklärt. In diesem Fall werden jetzt noch Zeugenaussagen, vor allem zum Auffinden der Leiche damals, an die Rechtsmedizin weitergeleitet. Sie soll aus der Zusammenschau zwischen Zeugenaussagen und Obduktion klären, ob sich ein Tatverdacht ergibt.
Bei der zweiten Exhumierung einer 95-jährigen Frau hatten sich bei der Obduktion keine Hinweise auf Gewalt ergeben. Der Tatverdacht gegen den beschuldigten Altenpfleger habe sich in diesem Fall nicht erhärtet, gab die Staatsanwaltschaft Regensburg letzte Woche bekannt.
Pfleger im Bezirkskrankenhaus
Der 24-jährige Altenpfleger war in das Visier von Polizei und Justiz geraten, weil er am 1. Februar in einer Pflegeinrichtung im Raum Cham einem Senior ein Kissen auf das Gesicht gedrückt haben soll. Als eine Kollegin dazu kam, ließ der Altenpfleger von dem alten Mann ab. Gegen den 24-jährigen wird seitdem nicht nur wegen versuchter Tötung ermittelt, sondern es werde auch routinemäßig alle zurückliegenden Todesfälle in der betroffenen Einrichtung untersucht. Ausgeschlossen wurden nur die Fälle, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, bei denen die Todesursache klar ist oder die Fälle, in denen der 24-Jährige gar nicht im Dienst war.
Der Mann, dem das Pflegeheim sofort nach dem Vorfall gekündigt hatte, befindet sich nicht in U-Haft, sondern in einem Bezirkskrankenhaus. Bei ihm haben sich Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung und damit für eine eventuelle Schuldunfähigkeit oder eine erheblich verminderte Schuldfähigkeit ergeben. Mit einem Abschluss der gesamten Ermittlungen rechnet die Staatsanwaltschaft in den nächsten zwei bis drei Monaten.

Den aktuellen Stand über die Ermittlungen und die dritte Exhumierung hat BR-Reporter Rudolf Heinz.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!