Im Gastraum der Allgäuer Alpe hängt ein Schild mit der schnörkellosen Regelung: "Telefonieren und jeder Ton vom Handy kostet 1 Maß Bier"
"Ich glaub', das bringt Gemütlichkeit in die Hütte, wenn da nicht die ganze Zeit ein Telefon pfeift. Ich kann's ja nicht verbieten. Aber ich kann eine kleine Auflage machen. Und wenn das Telefonat so wichtig ist, dann wird ihm das die Maß Bier auch noch wert sein." Willersalpe-Wirt Christian Bertele
Fast ohne Handy-Lärm seit 15 Jahren
Das Schild hängt schon 15 Jahre lang auf der Willersalpe. Denn an einem Abend mit einer Jugendgruppe war es dem Wirt Christian Bertele zu viel geworden:
"Da hat einer seinen Klingelton ausprobiert, der nächste hat eine SMS bekommen, und der Dritte hat lautstark telefoniert. Da hab ich gesagt, das nächste Mal wenn's pfeift, dann kostet das eine Maß Bier. Da haben sie alle ihr Ding ausgemacht, und dann fand ich das gar nicht so schlecht. Denn die jungen Leut' haben auch wieder angefangen, sich zu unterhalten." Christian Bertele
Seit diesem Abend sind die Handys meistens stumm im Gastraum, denn das Schild wird in der Regel schnell bemerkt, und es spricht sich auch rum. Die Gäste finden es in Ordnung. Einige sagen, sie würden zum Telefonieren eben rausgehen und ansonsten den Besuch auf der Hütte nutzen, um "herunterzukommen" und mit Fremden ins Gespräch zu kommen. Aus Versehen passiert es nur noch relativ selten, dass ein Handy piepst und sein Besitzer eine Maß zahlen muss. Häufiger ist, dass sich die Gäste gegenseitig zu erwischen versuchen.
Handy-Strafe: Eine Maß Bier für alle
Die Maß Bier geht übrigens nicht ausschließlich an den Wirt:
"Die Maß ist für alle, für die Gemeinschaft aller hier herinnen. Damit es einfach lustig bleibt. Der, der zahlen muss, trinkt als erster und dann geht die Maß durch die Runde." Christian Bertele
Manche Gäste, erzählt der Wirt, überlegen deshalb schon, ob man die Maß fürs Handyklingeln nicht auch im Tal einführen könnte, ob es nicht auch dort ohne Handy in der Wirtschaft ginge.