Das Ortsschild von Gundremmingen, dahinter die Kühltürme. Das Kernkraftwerk im schwäbischen Gundremmingen hat im Rahmen des Atomausstiegs am 31.12.2021 seinen Betrieb eingestellt.
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AKW Gundremmingen abgeschaltet

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"AKW Gundremmingen wird nie wieder in Betrieb gehen"

Die stillgelegten Kernkraftwerke sollten wieder hochgefahren werden, das hatten auch bayerische Politiker zuletzt wegen der Energiekrise gefordert. Jetzt stellt der Leiter des AKW Gundremmingen klar, warum das überhaupt nicht geht.

Der Standortleiter des ehemaligen AKW Gundremmingen, Heiko Ringel sieht keine Chancen mehr für eine Reaktivierung des Kraftwerks. Der Rückbau sei bereits weit fortgeschritten, sagte er bei einem Vortrag in der IHK Schwaben. "Die Generatoren sind nicht nur ausgebaut, sondern bereits komplett zerlegt und dem Entsorgungsprozess durch eine Verwertungsfirma zugeführt worden. Derzeit bauen wir die Turbine aus." Die Kühltürme, die von der Ferne weithin sichtbar sind, wurden innen bereits komplett entkernt. Man habe sämtliche Einbauten und Armaturen schon der Verwertung zugeführt, so Ringel weiter.

Die Realität ist mittlerweile eine andere

Ein schnelles Wiederhochfahren des Kraftwerks binnen weniger Monate, wie es mehrere bayerische Politiker vergangenes Jahr im Zuge der Energiekrise ins Spiel gebracht hatten, hält er für ausgeschlossen: "Es gab dieses TÜV-Gutachten, das soweit auch korrekt war. Aber es bezog sich eben auf den Jahresanfang 2022. Und mittlerweile ist die Realität eine völlig andere." Ringel leitet den Standort Gundremmingen seit 2018, am 1. Januar 2022 begann der Rückbau des letzten verbliebenen Blocks C.

Radioaktiv belastetes Material wird wieder verwertet

Der überwiegende Teil der Materialen, rund 78.000 Tonnen an Einbauteilen, soll wieder in den Wertstoffkreislauf übergehen, vor allem Stahl. "Der Abbau ist noch relativ simpel, danach muss alles zerlegt und dekontaminiert werden. Das kann zum Beispiel mit Hochdruckwasser geschehen, dadurch bekommt man wieder eine saubere Oberfläche", so Ringel. Bevor Material das Kraftwerksgelände verlässt, wird es aber erst freigemessen, also nochmal auf mögliche Radioaktivität hin überprüft. Einerseits von Mitarbeitern des Standorts, andererseits werden ihre Ergebnisse noch einmal behördlich überprüft.

Knapp 12.000 Tonnen Material müssen ins Endlager

800 weitere Tonnen an Komponenten sollen in anderen Kernkraftwerken auf der ganzen Welt weitergenutzt werden. Rund 11.500 Tonnen sind letztlich hochradioaktiv und müssen in ein zukünftiges Endlager gebracht werden. Während sich in Block B mittlerweile keine Brennelemente mehr befinden, sollen sie in Block C bis Ende 2026 vollständig ins Zwischenlager gebracht und sicher in Castoren verstaut werden.

Wird Gundremmingen ein "Energiestandort" bleiben?

Ringel ist zuversichtlich, dass Gundremmingen ein Energiestandort bleibt: "Wir haben hier einen wichtigen elektrischen Knotenpunkt. Es gibt bereits mehrere Vorschläge, die schon Projektstatus haben, im Gespräch sind Wasserstoff, Batterie oder Elektrolyse." Manche Jubelmeldungen über einen baldigen Durchbruch bei der Kernfusion teilt der Standortleiter nicht. Es handle sich zwar um eine vielversprechende Technologie, die brauche aber wohl noch Jahrzehnte. Man habe beschlossen, aus der Kernenergie auszusteigen. Also werde man auch nicht in die Kernfusion einsteigen, so der Standortleiter.

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