Mehr als 26.000 Menschen haben nach Angaben des Vereins Ärzte gegen Tierversuche die Online-Petition gegen ein geplantes Tierlabor in Augsburg unterzeichnet. Der Verein will insgesamt mindestens 30.000 Unterstützer mobilisieren. Die Petition richtet sich gegen eine Forschungseinrichtung, die auf dem neuen Augsburger Medizincampus errichtet werden soll.
Campus-Bau in Augsburg
Bayern baut derzeit in Augsburg die sechste Medizinfakultät einer Universität im Freistaat auf. Bislang gibt es medizinische Fakultäten in Erlangen, Würzburg und Regensburg sowie an den beiden Münchner Unis. Neben dem früheren kommunalen Augsburger Klinikum, das Bayern bereits als Universitätsklinikum übernommen hat, wird derzeit der Campus der neuen Medizinfakultät gebaut.
Labor mit 7.800 Mäuse-Käfigen
Geplant ist auch ein Forschungsgebäude, in dem künftig Versuche mit mehreren Tausend Labormäusen geplant sind. Nach Angaben der Uni ist ein 1.640 Quadratmeter großes Forschungslabor mit einer Kapazität von 7.800 Mäuse-Käfigen vorgesehen. Es könnten aber auch andere Versuchstiere wie Schweine, Schafe, Ziegen oder Ratten gehalten werden, Versuche an Primaten seien aber ausgeschlossen.
Forschungen zu Krebs, Diabetes oder Herzinfarkt
Die Tiere sollen für Experimente im Zusammenhang mit Krankheiten wie Krebs, Demenz, Diabetes, Herzinfarkt oder Schlaganfall eingesetzt werden. Genaue Angaben zur Zahl der Tiere macht die Hochschule nicht. Die Tierversuchsgegner gehen von mindestens 23.400 Mäusen aus, da ein Käfig für durchschnittlich drei Mäuse ausgelegt sei.
Tierschützer: Rückschritt für Forschung
Die Errichtung des Forschungsgebäudes mit dem Tierlabor soll nach derzeitigen Plänen Anfang 2024 beginnen. Die Ärzte gegen Tierversuche verweisen darauf, dass an dem früher von Stadt und Landkreis getragenen Klinikum seit 40 Jahren klinische Forschung auf hohem Niveau ohne Tierversuche stattfänden. Wenn nun auf Versuche an Mäusen umgestiegen werde, dann mache sich die schwäbische Großstadt "selbst zum Schlusslicht im Bereich der innovativen Forschung".
"So rasant, wie sich weltweit sogenannte Non Animal Technologies entwickeln, ist Augsburg als Forschungsstandort bis zur Inbetriebnahme des neuen Campus komplett abgehängt, wenn an dem Plan, ein Tierlabor zu bauen, weiterhin festgehalten wird." Augsburger Notfallmedizinerin Rosmarie Lautenbacher von Ärzte gegen Tierversuche
Wissenschaftsministerium: Tierversuche weiter nötig
Die Tierversuchsgegner verlangen, dass die dafür vorgesehene Millionensumme in alternative Forschung ohne Tierversuche investiert wird. Das bayerische Wissenschaftsministerium sagt hingegen, dass inzwischen bereits vielfach auf Tierversuche verzichtet werde. Sie seien aber weiterhin auch nötig, erklärt eine Sprecherin des Ministeriums in München.
Landtags-Grüne wollen Alternativen zu Tierversuchen
Die Fraktion der GRÜNEN im bayerischen Landtag setzt sich hingegen dafür ein, dass Alternativmethoden zu Tierversuchen vorangetrieben werden. Dass die Anzahl der Tierversuche in Bayern zwischen 2018 und 2019 gestiegen ist bezeichnete Christian Hirneis, umwelt- und tierschutzpolitischer Sprecher der Landtags-Grünen, als "beschämend". Die Partei fordert neben der neuen Besetzung des Zulassungsgremiums für Tierversuche auch einen Forschungsschwerpunkt für Alternativmethoden. "Es ist wichtig, dass Studierende frühzeitig aufgeklärt werden und darüber hinaus, dass Alternativen zum Tierversuch auch bei der Fortbildung von Amtstierärztinnen- und ärzten eine Rolle spielen", so Christian Hierneis.
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